Die imposante Palastkapelle des Frankenherrschers, das „künstlerische und architektonische Meisterwerk“, wurde damit vor 40 Jahren zum ersten deutschen Welterbe. Zu diesem Jubiläum findet die zentrale Veranstaltung zum Welterbetag an diesem Sonntag 3. Juni, in Aachen statt.
Heute gibt es in Deutschland 42 Welterbe-Stätten, und ein Antrag kann gut und gerne auch mal 1000 Seiten umfassen.
„Der Aspekt, der heute neben dem Erhalt besonders angeschaut wird, ist das Management, das damals nicht im Fokus stand“, sagt Manz. Dabei geht es nicht nur um den Schutz des Welterbes, sondern um die nachhaltige Nutzung – bestenfalls dann als Querschnittsthema für die Kommunal- oder Regionalpolitik in den Bereichen Wirtschaft, Verkehr, Wohnen, Umwelt und Stadtgestaltung. Der Fall Dresden zeige, dass das nicht immer gut durchdacht sei, sagt die Welterbe-Expertin.
Dresden steht weltweit für einen von zwei Fällen, in denen der Titel aberkannt wurde: Eine neue Brücke durchschneidet die Kulturlandschaft an ihrer schönsten Stelle. „Im Vorfeld muss man sich überlegen, wie man von dem Welterbe profitieren kann, ohne den Wert der Stätte zu bedrohen“, sagte Manz. Wesentliche Gefährdungsfaktoren für die 1073 Welterbestätten sind laut Unesco Städtebau, Klimawandel und bewaffnete Konflikte. Das Welterbe habe seine Anforderungen über die Jahrzehnte immer wieder angepasst.
In Aachen haben die jährlich 1,2 Millionen Besucher dem Dom zu schaffen gemacht. Feuchtigkeit und Kohlenstoffdioxid setzten dem aufwendig sanierten Marmor zu. Dombaumeister und Welterbemanager Maintz sorgte für eine größere Belüftungsanlage.
Als Mitglied des Weltdenkmalrats Icomos, der über das Welterbe wacht, sieht Maintz ein steigendes Konfliktpotenzial mit dem Alltag sich ständig wandelnder Städte und Regionen. Wie zuletzt die geplante spektakuläre Hängeseilbrücke im Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Maintz sieht zwei zentrale Fragen bei solchen Konflikten: „Inwieweit wird durch die Neubauprojekte die Qualität historischer Stadt- und Landschaftsbilder eingeschränkt, also die visuelle Unversehrtheit infrage gestellt?“ Und: Wie könnte dieser Eingriff vermieden, gemildert oder verträglich gestaltet werden? „Das Management von Unesco-Stadt- und Kulturlandschaften stellt daher eine besondere Herausforderung dar.“
Das Problem beginnt nach Beobachtung von Kerstin Manz aber schon früher: nämlich wenn Fachbehörden nicht rechtzeitig miteinander reden und problematische Planungen vorangetrieben würden, „die an einem Punkt entdeckt werden, wo es eigentlich zu spät ist, um das Rad wieder zurückzudrehen“.