Rinteln (lw
). In diesem Jahr wird in Niedersachen und somit auch in Rinteln das Zentralabitur eingeführt. Die Lehrer am Gymnasium Ernestinum stehen dem neuen Abitur eher skeptisch gegenüber.
Deutsch-Lehrer Klaus Schmidt beispielsweise würde es vorziehen, die Prüfungsaufgaben weiter selbst formulieren, um besser auf die Schüler eingehen und ein breiteres Themenspektrum abdecken zu können. Auch Biologie-Lehrer Bernhard Adelmeyer hegt die Befürchtung, der Unterricht könne durch festgelegte Themen zu starr werden. Sein naturwissenschaftlicher Kollege Erhard Bachmann sieht allerdings durch die veröffentlichten Schwerpunktthemen auch mehr Eigenverantwortung bei seinen Schülern, da der Lehrer selbst die konkreten Abituraufgaben nicht kenne.
Das Verfahren wird sich gegenüber dem bisherigen Abitur in wesentlichen Punkten ändern: Die für alle niedersächsischen Abiturienten gleich lautenden Prüfungsaufgaben können zunächst von landesweit ausgewählten Lehrern vorgeschlagen werden. Im Anschluss wählt eine Kommission aus den eingereichten Vorschlägen die endgültigen Aufgaben aus.
Erst am Prüfungstag, der in Niedersachsen einheitlich ist, werden die Aufgaben an die Gymnasien und Gesamtschulen geschickt.
Die Schwerpunktthemen, aus denen die Aufgaben ausgewählt werden, sind Lehrern und Schülern allerdings bekannt und können entsprechend im Unterricht erarbeitet werden. Schülerin Marieke Krämer aus dem Abiturjahrgang sieht darin einen klaren Vorteil, sie könne sich dadurch relativ gut auf ihr Abitur vorbereiten. "Ich habe außerdem das Gefühl, ich lerne jetzt mehr mit dem Lehrer als gegen ihn."
Für Schulleiter Reinhold Lüthen hat das Zentralabitur Vor- wie Nachteile. Für negativ hält er den Umstand, dass Klausuren weiterhin schulintern korrigiert werden, dieser entscheidende Schritt also dezentral bleibt. Außerdem würden in naturwissenschaftlichen Fächern künftig die Experimente anBedeutung verlieren, was auch Naturwissenschaftslehrer Lars Büttner bedauert: Eher ungünstig am Zentralabitur sei es, dass tiefgründiges, wissenschaftliches Arbeiten, zumindest in den Naturwissenschaften, wegen des großen Themenumfangs kaum zu gewährleisten ist."
Lüthen sieht aber auch Aspekte, die für das Zentralabitur sprechen, wie zum Beispiel die höhere Vergleichbarkeit im Land und die Chancengleichheit, die für die Schüler durch die gleichen Vorbereitungsbedingungen geschaffen würden.
Die "Ernsthaftigkeit des Unterrichts" werde ebenfalls gesteigert, da die Lehrer gezielt Themen abarbeiten und Schüler größeres Interesse daran haben müssten, keine Unterrichtsstunde zu verpassen.
Für manche Schüler des 13. Jahrgangs ist das Thema Zentralabitur eher beängstigend. Jennifer König und Julia Klingenberg fühlen sich zwar generell "so gut wie möglich vorbereitet", sind aber durch den Themenumfang verunsichert. "Weil es das erste Jahr ist, in dem das Zentralabitur in Niedersachsen vollzogen wird, fühlen wir uns wie Versuchskaninchen", verrät Stefanie Lohmann.
Ende April beginnen die Abiturprüfungen für die Schüler des Gymnasium Ernestinum und alle anderen niedersächsischen Abiturienten. Verkündet werden die Ergebnisse Mitte Juni.
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