Stadthagen (ssr).
In Stadthagen gibt es eine neue politische Gruppierung. 13 Gründungsmitglieder haben am Donnerstagabend die Wählerinitiative "WIR für Stadthagen" (die dritte Ortsgruppe von "WIR für Schaumburg") ins Leben gerufen. Vorsitzender ist der Ratsherr Richard Wilmers, seine Stellvertreterin Gundi Donjes, die beide einstimmig gewählt wurden. "Wir wollen einige Sitze im Stadtrat abhaben", kündigte der bisher parteilose Mandatsträger einen engagierten Wahlkampf an.
In der Kreisstadt gebe es seit Jahren eine große Koalition von SPD/FDP und CDU, die durch "von äußerst starken Lobbygruppen gesteuerte falsche Kompromisse viele Problemlagen verschleiert", sagte Wilmers bei der Gründungsversammlung. Dadurch kämen die Interessen etlicher Bevölkerungsgruppen zu kurz, "eben der, die über keine Lobby verfügen", fuhr der Ratsherr fort: "Genau hier sehen wir unsere Aufgabe." Es gelte, "für eine transparente Politik mit klaren Zielen" einzutreten, und zwar "im Gesamtinteresse der Kreisstadt nach dem Motto ,Wir für Stadthagen'", schlug Wilmers sogleich Wahlkampftöne an.
Wilmers betonte, dies sei nach Obernkirchen und Bückeburg die dritte Ortsgruppe von "WIR für Schaumburg". Die Mitgliederzahl belaufe sich kreisweit mittlerweile auf mehr als 40. "Das finde ich knapp zwei Jahre nach der Gründung ganz ordentlich", sagte Wilmers. Die Wählerinitiative werde flächendeckend zur Kreistagswahl antreten. "Im Blick auf die Kommunalwahl haben wir das Ziel, im Kreistag und in einigen Stadträten Fraktionen bilden und die Mehrheitsverhältnisse beeinflussen zu können", umriss Wilmers, der auch im Kreistag sitzt, die Wahlziele. Er sei sehr optimistisch, dass dieses auch erreichbar sei, fügte er hinzu. Eine offizielle Wahlliste will die Stadthäger "WIR"-Gruppe Ende Mai vorlegen. Bereits jetzt bekundeten außer Wilmers und Donjes auch Brigitte Wilhelms, Klaus Stannek und Rabia Yasar Interesse, für den Stadtrat zu kandidieren.
Unter der Leitung von Wilmers debattierten die Mitgliederüber einige politische Schwerpunkte. So gelte es, im Sinne der Altstadt "gegen eine vitale Außenstadt", also gegen Einkaufs- und Fachmärkte an der Peripherie, zu sein. Dass der Rat "vor der Lobby der Kaufleute eingeknickt ist und den ,Expert'-Fachmarkt nicht auf den Festplatz, sondern an die Jahnstraße verlegt hat", sei ein "großer Fehler" gewesen, sagte Wilmers. Im Sinne lebenswerter Wohnverhältnisse müsse gelten: "Der Erhalt von Grünanlagen geht vor Schaffung neuer Parkplätze oder Straßen." Unter starkem Beifall nannte er ein aktuelles Beispiel: "Ein neuer Parkplatz hinter Tietz wäre völlig überflüssig." Aber auch mehr Sauberkeit, weniger Spielhallen, die Reduzierung von Lärm- und Abgas-Emissionen in der Altstadt sowie die weitere Steigerung der Sicherheit für die Bürger seien anzustrebende Ziele für mehr Wohnqualität, hieß es.
Bildung und Integration nannte Wilmers als weitere "WIR"-Schwerpunkte. Stadthagen sei "bildungspolitisch isoliert", stellte er in den Raum. Es gebe kaum Hortplätze und viel zu wenige Ganztagsplätze an Kindergärten und Grundschulen. Ziel müsse sein, alle Grundschulen zu Ganztagsschulen zu machen und das erste Kindergartenjahr kostenfrei zu stellen.
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