Dass ihr Vater vor 1939 in Buchenwald festgehalten wurde und nach Schanghai emigrierte, dass eine Schulfreundin nicht mit ihr aufs Klassenfoto wollte („Nicht mit der Judengöre“), dass Helga die Einzige war, die noch mit ihr spielen durfte, wobei deren Vater, ein Kohlenhändler, dadurch mit seiner Existenz spielte, erzählt sie bitter lächelnd und artikuliert, wie unanständig und hasserfüllt Menschen sein können – aber auch wie gütig („es gab immer gute Menschen in meiner Nähe“). Sie hält nichts davon, wenn Menschen sich an ein Trauma klammern und sie rät den Schülern: „Habt immer eine Idee, einen Gedanken, der Euch leitet oder eine Vorstellung, einen inneren Freund (bei ihr sei das Jesus).“
Die Schüler dankten der Psychologin Margit Siebner mit Rosen. Die Einladung kam zustande mit Unterstützung durch das Evangelische Berufsschulpfarramt Hameln, das Fachteam Religion und die Schulleitung der Elisabeth-Selbert-Schule. „Es ist sehr großes Unrecht geschehen, auch in unserer Stadt und auch durch Menschen in unserer Stadt. Heute haben wir davon gehört und wir wissen es nun, dass wir selbst dafür verantwortlich sind, es nie wieder geschehen zu lassen. Diese Rosen übergeben wir Ihnen in diesem Sinne“, sagten die Schüler. Die Veranstaltung endete mit einer Schweigeminute an der Gedenkstelle für die Opfer des Nazi-Regimes vor der neuen Synagoge in der Bürenstraße. Dort legte Margit Siebner die 120 Rosen des Gedenkens nieder, die ihr zuvor von den Schülerinnen und Schülern geschenkt worden waren. Margit Siebner fuhr zurück nach Berlin, wo sie sich auf den nächsten Zeitzeugenauftritt in zehn Tagen vorbereitet, berichtet Religionspädagoge Michael Frey.
V. li.: Ann-Marie Krampe und Angie Hiller im Gespräch mit der Zeitzeugin Margit Siebner in der Elisabeth-Selbert-Schule.
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