Auetal (rnk).
Die Chance, den Osterhasen zu treffen, ist in diesen Tagen besonders groß. Auf den Wiesen und Feldern tummeln sich so viele Hasen wie seit Jahren nicht mehr. Durchschnittlich hoppeln zurzeit 24 Langohren auf einem Quadratkilometer, 1994 waren es gerade mal zehn, teilte die Landesjägerschaft Niedersachsen dieser Tage mit.
Besonders wohl fühlt sich Meister Lampe im Auetal. Aus gutem Grund, denn dort wohnen seine besten Freunde: die Jäger. Die Grünröcke jagen hier verstärkt seinen Feind, den Fuchs. Die Zahl der "Beutegreifer" ist für den Hasen deutlich weniger geworden. Weil der Fuchs zudem am Winteranfang nach dem schönen Sommer ein Überangebot an Mäusen vorfand, hat der gemeine Feldhase schon seit längeren Monaten ein richtig schönes, weil unaufgeregtes Leben.
Dieses Leben, das widmet er den schönen Dingen. Etwa dem Essen, denn er ist ein echter Gourmet. Hasen äsen selektiv, wie der Jäger sagt. Soll heißen: Er zupft mal hier und mal da, knabbert nur dort, wo es ihm wirklich schmeckt. Das wiederum erfreut den Landwirt: Bei diesem Essverhalten halten sich Schäden auf den Feldern in Grenzen.
Doch selbst wenn sie ihm auf das Fell rücken, haben Füchse und streunende Hunde oft das Nachsehen. Denn den sprichwörtlichen Ruf, "hasenclever" zu sein, hat sich der Braunfellige redlich erworben. Hasen führen ihre Feinde nämlich nicht nur gern in die Irre, indem sie auf einem Weg auch wieder zurücklaufen und so oft eine Spur ins Nichts legen, sondern haben auch ein perfektes Täuschungsmanöver entwickelt. Das Tier läuft in weitem Abstand an seiner Mulde vorbei, die ihm als Zuflucht dient, springt dann seitwärts, läuft zurück und verschwindet mit einem Satz in seiner so genannten Sasse. Dass Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit ist, haben die Feldhasen schon Millionen Jahre vor William Shakespeare erkannt.
Dass seine Feinde oft das Nachsehen haben, verdankt der Feldhase nicht nur seinen Täuschungsmanövern, sondern auch seiner Schnelligkeit: Er ist bis zu 70 Kilometer schnell, macht Sätze von guten sieben Metern und beobachtet seine Umwelt mit Augen, die einen Bereich von 190 Grad kontrollieren.
Seit gut zehn Jahren wird der Hase auf der nationalen Roten Liste als gefährdet eingestuft. Vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft macht ihm das Leben schwer. Die Zeitung "Geo" berichtet in ihrer jüngsten Ausgabe über einen Versuch des Wildbiologen Eberhard Schneider, der Hasen mit Wiesenmahd von stickstoffgedüngten Feldern gefüttert hat. Die Tiere verdauten davon 20 Prozent. Die Mahd von ungedüngten Wiesen wurde zu 70 Prozent verwertet.
Und falls Sie beim Osterspaziergang den Meister der Flucht bei der Paarung beobachten - schließlich ist ja im März und April Rammelzeit-, haben Sie einen Moment Geduld.: Nach zehn Sekunden ist der Spaß vorbei. Beim Sex ist der Hase genauso schnell wie auf der Flucht..
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2023
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.