Exten (cok).
Dass im Extener "Unteren Eisenhammer" bis vor zwei Jahren noch gearbeitet wurde, ist eigentlich unfassbar, so laut, so rußig, so schwer war die Arbeit an den mächtigen Maschinen zur Herstellung von Spaten, Hacken und Beilen. Nun steht das alte Gebäude unter Denkmalschutz und braucht Fördergelder für eine angemessene Erhaltung als kleines Industriemuseum.
"Zu Anfang sah es fast so aus, als würde uns der Untere Eisenhammer so entgehen wie schon der alte Obere Eisenhammer, der abgerissen wurde", sagt Heimatvereins-Vorsitzender Heinrich Harting. Die Schrottpreise für die hundert Jahre alten stählernen Maschinen-Riesen, die Hammer, Pressen und Stanzen, hätten gar nicht mal schlecht ausgesehen für den Besitzer Sieghard Kretzer, der die Arbeitsräume nun an den Heimatverein vermietet hat. "Wir haben alles dafür getan, dass der Industriedenkmalverband das Gebäude unter Denkmalschutz stellt."
Von außen hat der Eisenhammer durchaus etwas von einer kleinen Idylle, weil er ja direkt an einem kleinen Stausee liegt, dessen Wasser Turbinen zur Stromerzeugung antreibt. Innen aber, wenn man die Kellerstufen hinabgestiegen ist, tritt man in eine Art Vorhof der Hölle. Dicht an dicht stehen die dick mit öligem Ruß verschmierten Stahlmaschinen in den beiden Räumen, wo auch noch zwei Schmiedestellen mit feurigen Essen Platz finden. Unter der Decke ziehen sich die breiten Transmissionsbänder hin und her, die die Hammermaschinen antreiben. Alles ist von Ruß geschwärzt, so eng, bedrückend.
Heinrich Harting und sein Heimatvereinskollege Arnold Hausdorf lächeln, als sie ein ganz kleines Transmissionsband mal anstellen. Sofort wird es nämlich so derartig laut, dass man nur raus möchte aus diesem dröhnenden Rattern mit den schrillen Nebengeräuschen. Wie muss es erst gewesen sein, wenn alle Bänder ratterten, wenn die Stahlhämmer und Pressen donnernd auf glühendes Eisen niedersausten, wenn in den Essen geschmiedet wurde und ein Arbeiter sich vor den großen Schleifstein kniete, um quietschend die frisch gehämmerten "Extenia"-Spaten zu schleifen? "Also, abends waren die taub", meint Harting lakonisch.
Wer es wirklich genau wissen will, soll dazu in dem geplanten Museum Gelegenheit erhalten, sich zu informieren. In einem oberen Raum soll dann ein Film gezeigt werden, den die Familie Kretzer herstellen ließ und der die Arbeit im Eisenhammer in allen Schritten dokumentiert. Er erzählt außerdem die Geschichte dieses seit 1710 bestehenden Unternehmens, in dem es bereits seit 1903 elektrischen Strom gab, als überall sonst von einer Elektrisierung nicht die Rede sein konnte.
Alle Bauern aus der Umgebung und weit darüber hinaus besorgten sich hier ihre ausgezeichneten Arbeitsgeräte aus selbstschärfendem Stahl, die erst dann nicht mehr am Markt bestehen konnten, seit die Spaten im Baumarkt für 9,90 Euro zu kaufen waren.
Wie die Erhaltung des Eisenhammers genau aussehen soll, darüber besteht noch keine rechte Einigkeit. Der Industriedenkmalverband, von dem die Grundfinanzierung erwartet wird, plädiert ebenso wie Museumsdirektor Stefan Meyer für ein ursprüngliches Belassen der Arbeitsszenerie. Der Heimatverein dagegen möchte es doch etwas aufgeräumter haben und Ordnung in die Dinge bringen.
Aber so oder so, Geld wird gebraucht, mindestens 80
000 Euro, schätzt der Heimatverein. Man hofft auf das europäische "Leader+"-Programm, auf die signalisierte Unterstützung der Stadt Rinteln und auf lokale Sponsoren. Zwar darf man schon jetzt an jedem ersten Sonntag im Monat die so finster-interessanten Räume besichtigen, aber noch sind die Treppen steil, der Boden uneben und eine vernünftige Beleuchtung fehlt ebenfalls. Dem Reiz, sich etwas schaudernd umzusehen, tut das keinen Abbruch.
Am Sonntag, 21. Mai, steht der Eisenhammer ebenfalls für Besucher offen.
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