Autor:
Thomas Pospiech, HamelnZu: „Problemkind Inklusion“, vom 12. November
Wie wäre es, wenn die verantwortlichen Akteure endlich auch hier anerkennen würden, dass das „Problem“ einer unzureichenden Inklusion nicht von allen Betroffenen als Defizit wahrgenommen wird. Denn die jeweiligen Lebensentwürfe sind auch für Menschen mit Beeinträchtigungen sehr unterschiedlich. Und durch die Tatsache, dass es sich bei der Inklusionsproblematik um eine beobachterabhängige Frage handelt, kann auch nur der jeweilige Betroffene entscheiden, ob die angebotenen Hilfen auch in seinem Fall in eine erwünschte Inklusion münden.
So ist es aus meiner Sicht durchaus vorstellbar, dass ein Kind mit einer Körperbehinderung erst durch das Prinzip der Inklusion deutliche und von ihm erlebbare Einschränkungen zugemutet werden. Die vom Kind selbst gefundenen Lösungen werden oft nicht verstanden.
Wir sollten uns von dem zählebigen Mythos des Gegebenen lösen, das Inklusion immer für das Gute, und Exklusion immer für das Schlechte stehen muss. Teilinklusion heißt dann nicht, eine unzulängliche Inklusion und die mit unglaublicher Hartnäckigkeit vorangetriebene Universalinklusion bräuchte nicht so häufig an ihrer eigenen Universalität scheitern. Wir sollten erkennen, dass wir die Probleme, die wir selbst konstruiert haben, dadurch aufrechterhalten, dass wir sie definieren, diagnostizieren, erklären sowie bekämpfen und sie zu unserem beständigen Thema machen.
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