Rinteln (ur).
Vom Sommerwetter etwas in den Schatten der Aufmerksamkeit gestellt worden ist zumindest an den ersten beiden Tagen die diesjährige Maimesse: Offenbar hatten Gartenarbeiten und erstes Grillvergnügen bei vielen potenziellen Besuchern Vorrang gegenüber dem Messetreiben, denn der Zulauf ließ zunächst zu wünschen übrig.
So richtig voll wurde es dann jedoch gestern.
Davon merkte man allerdings nur wenig bei den Karussell-Attraktionen: Beim Riesenrad, beim Wellenflieger und auch bei den schnelleren Gangarten wie etwa beim Breakdancer herrschte reger Andrang, und der Autoscooter war bei seinem Wiederauftritt auf der Messe in etlichen Stunden so dicht umlagert, als ob die jugendliche Stammkundschaft die zwischenzeitlich versäumten Fahrten an einem Tag nachholen wollte.
Erfreulich: Die dort früher obligatorischen Rangeleien blieben weitgehend aus: "Lediglich einmal schien sich eine Prügelei anzubahnen, die Streitenden konnten jedoch durch schnellen Einsatz der Polizei und ermahnende Worte beruhigt werden", heißt es dazu im Polizeibericht, der von der Messe sonst einen Geldbörsendiebstahl, einen Beziehungsstreit und einige wenige Einsätze wegen Parkbehinderungen zu melden hatte. Dafür aber drängten sich die starken Kerle um den Boxautomaten am Scooter, um dort ihre Kräfte unter Beweis zu stellen - offenbar ein gutes Ventil!
Weniger erfreulich gestaltete sich das Messegeschäft für etliche Betreiber von Imbissständen, rollenden Süßwarengeschäften sowie Textil- und Neuheitenverkäufern, die ja immer in besonderer Weise zum Messeflair beitragen: An vielen Bratwurstbuden musste man daher auch nur selten wegen großen Andrangs warten, sondern deshalb, weil angesichts der zögerlichen Nachfrage auch nur wenige Würste "auf Vorrat" auf den Grill gelegt wurden.
Die Anbieter von Waffeln, Lebkuchenherzen und Liebesäpfeln beklagten vor allem die diesmal überreiche Konkurrenz: "Es sind einfach zu viele Anbieter aus unserer Branche dabei!" Und auch die sonst so erfolgsgewohnten Verkäufer von T-Shirts, Fahnen, modischen Kappen und anderen Fan-Accessoires sahen neben dem allzu sonnigen Wetter die große Zahl der Mitbewerber als die entscheidende Ursache für geringe Umsätze.
Leider gab es in diesem Sortiment neben den Klassikern von Harley Davidson-Emblemen, Popstars und Bezeichnungen wie "Zicke", "Sponge Bob" oder "Frauenversteher" auch ausgesprochen anstößige Motive wie etwa das martialische Logo der Neonazi-Band "Landser" im Angebot - hier sollte vielleicht mal eine entsprechende "Marktordnung" zwischen Verwaltung und Messebeschickern entwickelt werden.
Überschneidungen gab es auch im Angebot der "Gesundheitsspezialisten", die sich in diesem Jahr vorwiegend daran machten, der Hornhaut ihrer Kundschaft mit Salben, Hobeln und Tinkturen den Garaus zu machen - so was regelt sicher der Markt von selbst, aber zu Lasten mancher Beschicker. Mit ebenso reizendem wie ungewöhnlich preiswertem Spielzeug und Kunsthandwerk in Holz macht ein Stand in der Mühlenstraße auf sich aufmerksam, und in der Fußgängerzone ist sogar "göttliche Lederpflege" zu erhalten - es handelt sich dabei aber nicht um Produkte "made in Vatikan", sondern der Familienname des Anbieters ist "Göttlich".
Eine Umsatzbilanz aus dem städtischen Einzelhandel vom verkaufsoffenen Sonntag lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor
- sicher ist nur, dass die Wirte am und um den Marktplatz kaum nachkamen mit den Bestellungen angesichts der hitzebedingten Austrockung ihrer Gäste.
Für heute erhoffen sich die Schausteller endlich verstärkten Zuspruch - und locken dafür immerhin mit einem kompletten "Ein-Euro-Tag". Und das gilt nicht nur für die Fahrgeschäfte - auch alle anderen Messe-Aktiven wollen mit Sonderangeboten die Euros aus den Taschen kitzeln.
Möge die Übung gelingen - auch wenn das Thermometer dafür wohl um ein paar Grad zurückgehen müsste.
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