Rinteln (who).
"Ich stehe hier und denke, ich habe ein Déjà-vu-Erlebnis, denn ich sehe dieselben Stände am selben Platz wie im vorigen Jahr." So sinniert ein "eingeborener" Rintelner, der am Sonntagnachmittag den Bauernmarkt in der Rintelner Altstadt beobachtet.
Irgendwie hat er Recht, der Altstadt-Ureinwohner, und trotzdem gibt's die feinen Unterschiede. Denn nicht in jedem Jahr hat der Tag mit dem Kombi-Pack aus Felgenfest und urig-gemütlichem Bauernmarkt so einen mäßigen Start gehabt wie gestern. Das stürmische Regenwetter hatte zunächst nichts Gutes für das Radler-Großereignis zwischen Bodenwerder und Rinteln verheißen. Zum offiziellen Auftakt um 10 Uhr auf dem Rintelner Marktplatz war deshalb wohl nur die kleine Scharder offiziellen Gäste um Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz und Ortsbürgermeister Ulrich Goebel angetreten. Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier und Rintelns Alt-Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Hoppe verstärkten das aufrechte Häuflein der "Harten aus dem Garten", das sich in Richtung Hameln auf den Weg machte (siehe Felgenfest-Bericht auf Seite 20).
Zu Hause in Rinteln entwickelte sich trotz Unkenrufen und dunkler Wolken dennoch ein Bauernmarkt, wie man ihn kennt und dennoch immer wieder schätzt. Die Mischung aus "Messe-Nachfeier" mit Spezialisten-Angeboten, nahrungsreichen Imbissständen und Öko-Markt hat halt immer noch ihren Reiz. Und dass die patentverdächtigen Heizkörper-Reinigungsbürsten aus "garantiert echtem Ziegenhaar" sind, gibt auf jeden Fall die nötige Portion Nähe zum Anspruch auf den Titel Bauernmarkt dazu.
Das kleine, weltoffene Rinteln beweist nicht zuletzt beim Bauernmarkt ein großes Herz. Sollten doch eigentlich hauptsächlich Erzeugnisse aus der näheren Region angeboten werden. Aber wer wollte nicht nachsichtig ein lächelndes Auge zudrücken, wenn der Spargelverkäufer von weiter her aus dem flachen Land angereist ist, genauso wie der Obstverkäufer um die Ecke, der mit flapsigen Sprüchen an der Schmerzgrenze zum noch Erträglichen seine Erdbeeren feil hält. Spargel und Erdbeeren wachsen halt zurzeit nicht in rauen Mengen, wenn überhaupt, im Wesertal.
Dennoch gibt es sie, die Vertretung aus dem nahen ländlichen Rintelner Umfeld. So zum Beispiel den herzhaften Bio-Käse aus Extertal-Meierberg. Andrea Flötotto steht mit einer ganzen Theke voller Käse-köstlichkeiten unterm Nikolaikirchturm. Und fast sollte man vom Turm aus bis nach Meierberg sehen können. "Das sind nur ungefähr acht Kilometer", schätzt sie, "wenn das nicht nahe Region ist..."
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