Landkreis.
Die Bevölkerung Deutschlands schrumpft und altert - der Kreis Schaumburg bleibt hiervon nicht verschont. Mehr noch: Eine moderate Rechnung prognostiziert bis zum Jahr 2020 einen Bevölkerungsrückgang um 2,4%, eine andere geht sogar von -4,43% aus - beide Werte liegen deutlich über der Prognose für Niedersachsen. Auch in Sachen Durchschnittsalter überragt Schaumburg den niedersächsischen Schnitt bereits heute um über ein Jahr - eine Entwicklung, die sich fortsetzen wird, denn die Gruppe älterer Mitmenschen wächst, während ihnen immer weniger junge Menschen gegenüberstehen. Schaumburg altert folglich nicht bloß mit Deutschland mit, sondern ist überdies auf Landesebene besonders betroffen.
Die "Aktion Demographischer Wandel" der Bertelsmann-Stiftung Gütersloh gibt hierüber näheren Aufschluss. Während zwischen 1996 und 2003 die Zahl der Schaumburger noch um 1,6% gestiegen ist (Niedersachsen: +2,3%), musste in Rinteln und Stadthagen ein Defizit von 1,7% bzw. 2% verzeichnet werden. Bis zum Jahr 2020 soll dann auch auf Kreis- und Landesebene die Einwohnerzahl sinken. Niedersachsen ist mit einem prognostizierten Einwohnerschwund um 0,2% vergleichsweise gut bedient, beispielsweise im Weser-Ems-Gebiet werden sogar Bevölkerungszuwächse vorausgeschätzt. Betrachtet man den Kreis Hameln-Pyrmont (die Einwohnerzahl dort soll bis 2020 um 6,3% sinken), so scheint Schaumburg noch Glück zu haben (-2,4%). Dennoch ist der Kreis landesweit bestenfalls im Mittelfeld einzuordnen, Gleiches gilt für Nienburg mit einem Defizit von 2,1%. Die Region Hannover hingegen bleibt mit einem Wert von -0,2% auf Landesniveau und recht stabil. Wenig rosig sieht die Zukunft der beiden größten Schaumburger Städte aus: Für Rinteln wird ein Sinken der Einwohnerzahl um 5,8%, für Stadthagen um 8,5% erwartet.
Parallel dazu steht ein weiterer Trend: Die Bevölkerung altert. Vergleicht man Schaumburg mit den Daten für den gesamten niedersächsischen Raum, so entpuppt sich der Kreis als vergleichsweise alt. Lag das durchschnittliche Alter der Niedersachsen 2003 bei 41,5 Jahren, waren die Einwohner Schaumburgs mit 42,7 Jahren im Schnitt über ein Jahr älter.
Dem entsprechen die Städte Rinteln und Stadthagen (in beiden Fällen 42,8 Jahre). Bis zum Jahr 2020 wird eine Anhebung des Durchschnittsalters auf Landesebene um 4,5 Jahre auf 46 prognostiziert, auch dann soll Schaumburg den Landesschnitt mit einem durchschnittlichen Alter von 47,4 Jahren noch überragen.
Analog dazu die Prognose für Rinteln und Stadthagen, der "durchschnittliche Einwohner" beider Städte soll dann 46,8 Jahre alt sein.
Hierbei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Zum Ersten stehen im gesamten Bundesgebiet immer weniger Geburten den Sterbefällen gegenüber, seit den 70er Jahren überzählen die Todesfälle die Geburten - es findet hier also keine Kompensation statt. Immerhin ist in Schaumburg nach Angaben des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik die Geburtenzahl in den letzten 30 Jahren konstant geblieben. Dennoch wurde, ausgehend von Daten Anfang 2004, berechnet, dass bis zum Jahr 2020 17
150 Schaumburger mehr sterben als geboren werden. Auch unter Berücksichtigung erwarteter Zuzüge bedeutet das in dieser Berechnung einen Bevölkerungsrückgang um 4,43%. Das Land Niedersachsen soll bis 2010 noch Zuwächse verzeichnen können, bis auch hier der Bevölkerungsschwund einsetzt, es zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Die sinkenden Geburtenzahlen können auch auf Landesebene durch Zuwanderung nicht ausgeglichen werden.
Ein weiterer Faktor ist folglich die Migration: Allen voran steht in den Ergebnissen der Bertelsmann-Stiftung die Wanderung junger Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren zu Ausbildungszwecken. Während Niedersachsen in den Jahren 2000 bis 2003 einen positiven Wanderungssaldo (die Zahl der Zuwanderungen übersteigt die der Abwanderungen) von 11,9 Personen je 1000 Einwohner verbuchen konnte, steht dem im Kreis Schaumburg eine Abwanderung in Form eines Saldos von -6,6 Personen gegenüber. Beträgt dieser Wert für Rinteln -5,8, so kann sich Stadthagen über einen immerhin positiven Bildungswanderungssaldo von 1,7 freuen.
Dies schlägt sich bei der Betrachtung der einzelnen Altersgruppen nieder. Lag der Anteil der unter 18-jährigen Einwohner auf Landes- und Kreisebene 2003 noch bei etwa 19%, so sinkt dieser bis 2020 voraussichtlich auf gut 15%, wobei Schaumburg in beiden Fällen knapp unter Landesniveau liegen wird. In Rinteln und Stadthagen fällt diese Schrumpfung weniger stark aus, allerdings ist auch der Ausgangsanteil etwas geringer. 2020 soll die Gruppe der unter 18-jährigen Einwohner dort noch 15,4% bzw. 15,8% betragen. Dementsprechend steigt die Zahl derer, die 60 bis 79 Jahre alt sind. Zwischen 2003 und 2020wird sowohl im Land als auch auf Kreis- und Städteebene ein Zuwachs um circa 2,7% stattfinden. In der Altersgruppe 80 Jahre und älter liegen die Zuwächse sogar noch über 3%. Auch hier stellt sich heraus, dass Schaumburg insgesamt stärker altert als Niedersachsen. Schwacher Trost: Den Kreisen Osterode am Harz und Goslar geht es in puncto Überalterung noch schlechter.
Diese Entwicklung bringt eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich. Trotz sinkender Einwohnerzahl gilt es, die Attraktivität der Region zu bewahren. Hierfür ist auch nötig, so resümiert die Bertelsmann-Stiftung, wirtschaftliche Schwächen zu mindern, dies führe insbesondere bei Familien und Besserverdienenden zu gesteigerter Wohn
attraktivität. Zudem muss die technische und soziale Infrastruktur dem veränderten Altersaufbau der Bevölkerung gerecht werden. Neben familienfördernden Maßnahmen betrifft dies den älteren Bevölkerungsteil in Form von Pflege- und Sozialdiensten, Service- und Beratungsangeboten ebenso wie die Gestaltungvon Wohnräumen sowie Freizeit- und Bildungsangebote.
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