Klein Holtensen.
Sonntagmorgen, 9.30 Uhr. Auf der Hauptstraße zieht es, ein heftiger Wind spielt mit den Blättern. Und Rolf Wittmann hat einen Wunsch: dass es regnen möge. Dann nämlich, so der Politiker der Grünen und Umweltschützer, könne man viel besser sehen, wie schnell sich gerade die kleinen Bäche mit Wasser füllen würden.
Klein Holtensen hat Probleme mit dem Hochwasser. Gelöst werden sollen sie durch Regenrückhaltebecken am Altenhagener Bach und am Riesbach. Das kostet: Weit über 100
000 Euro hat der Gutachter veranschlagt, die SPD hat daher im letzten Fachausschuss das Thema vertagt. Und ihre "Bau-AG" beauftragt, nach günstigen Lösungen zu suchen. Die gibt es auch, sind Manfred Spenner und Genossen in Klein Holtensen überzeugt. Hoffnung haben ihnen mit Karl-Heinz Nothold und Heini Brehe zwei Ortsbewohner gemacht, die sich an lang zurückliegende Pläne erinnert haben, den Riesbach im Brückenbereich einen andren Verlauf nehmen zu lassen. Würde man unter der Straße neue Rohre legen, die etwa im Höhe der Laterne an der anderen Straßenseite wieder herauskämen, dann würde das Wasser des Baches gerade weiterlaufen - und nicht, wie jetzt, über eine fast 90 Gradkurve. Die Folge: Bei Hochwasser staut sich an der Krümmung das Wasser. Hier ist das Nadelöhr, sind Wittmann und Genossen überzeugt, hier muss angesetzt werden.
Billig wird das nicht, sind sich schnell alle einig, 60- bis 80000 Euro könne die Neuverlegung der Rohre schon kosten. Auf der anderen Seite "können wir doch nicht 150000 Euro ausgeben und haben dann immer noch alle zwei Jahre Hochwasser", meint SPD-Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Bethge. Das sieht Wittmann ähnlich: "Mit einem Regenrückhaltebecken kriegt man das Hochwasser nicht in den Griff - das ist Augenwischerei." Spenner will in dieser Woche bei der Naturschutzbehörde des Landkreises nachfassen, ob die alten Pläne noch existieren.
30 Minuten später stehen die Mitglieder der "Bau AG" an der Schnittstelle, an der sich der Bach von Gut Wormsthal mit dem Riesbach vereinigt. Während Wittmann kurz nachschaut, ober der vor fast 20 Jahren aufgehängte Brutkasten für die Wasseramseln noch an seinem Platz ist (ja, und er wird auch bebrütet), spricht sich Spenner für kleine Schritte aus: Zuerst nach den Plänen forschen, dann überlegen, was ein Entlastungsdurchlass kosten würde, zugleich die hinterspülten Betonplatten entfernen, die kurz vor der Einmündung des Altenhagener Bachs in den Riesbach eine permanente Hochwassergefahr darstellen, dann einen Schieber oder ein kleines Wehr vor der Brücke am Zusammenfluss von Wormsthal-Bach und Reisbach anbringen, um hier die Wassermassen besser kontrollieren zu können, die dann in den Ort fließen.
Wittmann hat einen weiteren Vorschlag: Die schnurgeraden und mit dem Lineal gezogenen Bäche zu renaturieren - dann würde nicht nur das Wasser langsamer laufen, auch die Qualität würde sich erhöhen.
Als kleinere Maßnahme wird auch der nächste Vorschlag eingestuft, der am Hattendorfer Friedhof auf den Tisch kommt. Hier fließt das gesamte Wasser aus der neuen Siedlung in einem kleinen Bach in Richtung Klein Holtensen. Würde dieser Bach verbreitert, hätte das Wasser mehr Platz - auch das eine Entlastung für Klein Holtensen. Wittmann hört gelassen zu, Widerspruch ist von ihm nicht zu erwarten: "Alles alte Nabu-Vorschläge", sagt der Bernser. Beim nächsten Regen wird er wieder die Kombi anziehen und mit dem Motorrad losdüsen, um sich anzuschauen, welche Bäche in welcher Zeit vollaufen.
Auf die Kenntnisse der Bürger vor Ort setzt auch Manfred Spenner: Lösungen seien nur zu erreichen, wenn Gemeinde und Einwohner, also vor allem Landwirte, an einem Strang ziehen würden, erklärt der Kathrinhäger mehrfach. Spenner und die Mitglieder der "Bau-AG" wollen das Thema auf der nächsten Sitzung des Bauausschusses Ende April erneut auf der Tagesordnung sehen,
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