Rodenberg (oke).
Uwe Depping istÖkobauer durch und durch. Der gebürtige Rodenberger, der jetzt in der Nähe von Berlin wohnt, züchtet auf seinem 67 Hektar großen Hof außer Damwild und Enten nun auch Skudden.
"Skudden sind die ursprünglichen Schafe Ostpreußens und der elbischen Güter", erläutert der Landwirt. Die vom Aussterben bedrohte Rasse gilt als kleinste Deutschlands, aber die robusten Schafe sind nicht zimperlich: Ob Krankheiten oder grobe Witterung, den Skudden scheint das nur wenig auszumachen. "Ställe oder Unterstände nehmen die gar nicht an", weiß Depping zu berichten. Selbst die Geburt von Lämmern erfolgt bei Minusgraden auf freiem Feld.
Für Depping bedeutet die neue Tierrasse eine echte Bereicherung seines ohnehin nicht gerade artenarmen Bestandes. "Die Idee, später einmal so zu arbeiten, hatte ich eigentlich schon in meiner Schulzeit", so Depping. Nach einem Studium der Forstwirtschaften sei auf Grund seines Alters eine Übernahme in den Staatsdienst nicht in Frage gekommen. "Der war mir auch nicht praxisorientiert genug." Eine alternative Einkommensquelle musste her. Bei seinem Referendariat traf er nicht nur seine jetzige Frau, auch Kontakte zu Wildtierzüchtern kamen zustande. Der Grundstein für seinen jetzigen Betriebwar gelegt.
Jetzt unterhält Depping außer seiner Schafherde auch Damwild und asiatischstämmiges Sikawild sowie Enten. Südafrikanische Burenziegen sollen seine Herde noch ergänzen. Die Tierhaltung diene vorwiegend der Fleischgewinnung, allerdings sei er sehr darauf bedacht, den ökologischen Aspekt in den Vordergrund zu stellen. Depping: "In dieser Gegend ist mit dem Ackerbau nichts zu gewinnen." Die Böden seien nicht nährstoffhaltig genug.
Was den konventionellen Landwirt erschauern lässt, stellt für den ambitionierten Tierzüchter einen Glücksfall dar. "Die Skudden vertragen kein fettes Gras, und die reiche Kräutervielfalt hier gibt dem Fleisch später eine zusätzliche Geschmacksnote", erklärt Depping die Standort-Wahl. Medikamente oder Pflanzenschutzmittel kämen für ihn nicht in Frage - nicht nur auf Grund der Bedingungen, welche die angestrebte Ökolizenz vorgibt, sondern aus Überzeugung, wie er betont. Ende der 90-er Jahre erstand er das damals sehr billige Land in Ostprignitz-Ruppin. Mit der Zusage, nur nach strengen ökologischen Richtlinien zu produzieren,konnte er einen Neubau in der Mitte seiner Flächen aufziehen.
Die seit Jahren unbehandelten Weiden und Hecken bieten aber nicht nur Deppings Herden Nahrung, auch etliche gefährdete Wildtierarten wie Otter, Adler oder Eisvogel finden auf dem Areal Unterschlupf. Die Nähe zur Hauptstadt entpuppte sich nebenbei als kleiner Segen. Bewusst lebende Berliner schätzten seine hausgeschlachteten Produkte sehr.
Aber nicht nur die: Seit kurzem beliefert Depping das Nenndorfer Restaurant "Tallymann". Küchenchef Schaer ist zufrieden. Er sei immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Angeboten, besonders, wenn sie so naturbelassen hergestellt würden. Wenn das Angebot eine gute Akzeptanz fände, wolle man die Zusammenarbeit ausbauen. Vor allem das Image des "Arme-Leute-Essens" wolle man abbauen: "Eine solche Delikatesse findet man schließlich nicht alle Tage."
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