Rinteln (ima).
Der Frühling ist da und die Sonnentage locken sowohl Bewegungsmuffel als auch sportlich Ambitionierte an die frische Luft. Dabei sind immer mehr Menschen zu beobachten, die allein oder in Gruppen einen auf den ersten Blick seltsam anmutenden Sport betreiben: Nordic Walking. Die Stadtverwaltung hat nun beim Landkreis Gelder zur Anlage einer entsprechenden Strecke beantragt.
Konkrete Pläne für die Streckenführung gebe es allerdings noch nicht, schildert Reinhold Koch, Leiter des Bauamtes und selbst passionierter Läufer: "Das Projekt steckt noch in den Startlöchern." Auf alle Fälle will man vorhandene Wege nutzen, die dann für die Walker beschildert werden sollen.
Für die Konzeptentwicklung, die Gestaltung und Herstellung der Schilder sowie deren Aufstellen wurde die Summe von rund 40
000 Euro veranschlagt. Das Projekt soll im Rahmen des EU-Programms "Leader-Plus" realisiert werden.
Mit einer speziellen Nor-dic-Walking-Strecke erhoffe man sich auch Anreize für den Tourismus, erläuterte Koch, deshalb mache es Sinn, die Strecke durch den Deutschen Skiverband (DSV) abnehmen und zertifizieren zu lassen. Doch bis es so weit ist, müssen sich Rintelns Walker eigene Pfade suchen. Noch immer sind 70 Prozent der Nordic Walker Frauen, schätzt Ralph-M. Böhne, Physiotherapeut und durch eine Zusatzausbildung DSV-Nordic-Walking-Trainer: "Weil Männer gar nicht wissen und glauben, dass das ein ernst zu nehmender Sport ist."
Die Motivation der etwa 35- bis 70-Jährigen Hobbysportler ist klar fitnessorientiert: Gewichtskontrolle, Rücken- und Ganzkörpertraining. Entwickelt hat sich die Sportart jedoch aus einer anderen Richtung. Sie diente professionellen Langläufern in Finnland als Sommertrainingsmethode.
Sportneu- und -wiedereinsteigern kommt die leicht erlernbare Trainingsmethode zugute, sie beschert schnellere Erfolgserlebnisse als Joggen. "Gehen mit Stöcken entspricht der menschlichen Motorik", erklärt Böhne, der aufrechte Gang sei dem Menschen nun mal in die Wiege gelegt worden. Beim Nordic Walking werden, fehlerfreie Technik vorausgesetzt, 90 Prozent der Muskulatur angesprochen, "das gibt es in fast keinem anderen Sport". Durch den Einsatz der Stöcke steigt der Kalorienverbrauch gegenüber dem "normalen" Walking um 30 Prozent, da neben der Beinmuskulatur besonders Schultern und Arme, aber auch Bauch und Rücken bewegt werden - ideale Bedingungen für Menschen, die unter Verspannungen und Kopfschmerzen leiden. Außerdem wird das Körpergewicht zusätzlich von den Stöcken abgefedert, die Belastung für die Gelenke somit reduziert. Gerade Einsteigern empfiehlt Böhne, zunächst einen Kurs zu absolvieren. Positiver Nebeneffekt: Aus den dort geknüpften Bekanntschaften können sich Laufgruppen bilden, sie bieten gegenseitige Motivation. Böhne sieht den Walking-Boom auch darin begründet, dass sich dieser Sport "günstig und ohne Aufwand" betreiben lässt. Ein Teil der gesetzlichen Krankenkassen übernimmt sogar die Kurskosten, die benötigte Ausrüstung ist überschaubar: Unumgänglich ist die Anschaffung von speziellen Nordic-Walking-Stöcken, daneben ist entsprechendes Schuhwerk ratsam. Geeignete Laufstrecken finden sich nahezu vor der Haustür: Wald- und Wiesenwege federn den Lauf ab, man bewegt sich an frischer Luft und zwar kostenlos - Asphaltstrecken sind weniger geeignet. Die Basisausstattung, so Böhne, ist im Sportfachgeschäft für 150 Euro zu haben. Er selbst bietet von März bis Ende Oktober Kurse im Umfang von acht Doppelstunden inklusive Informationsveranstaltung an, trainiert wird in der Umgebung, Kostenpunkt: 75 Euro (Kontakt unter (05751) 44957). Nordic Walking gilt als sanfter Sport, bei gesundheitlicher Vorbelastung sollte jedoch zuvor ein Arzt aufgesucht werden, schlägt Böhne vor: "Wer keine Probleme hat, kann sofort einsteigen."
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2023
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.