Das waren noch Zeiten, als es hieß: Aschermittwoch ist alles vorbei. Und jetzt: Bereits zum zweiten Mal alles vorbei, bevor es überhaupt beginnen konnte. Auch wenn Karneval so wenig wie Fasching bei uns wirklich heimisch wurde, auch wenn es Majestäten gab, aber ja doch, auch Bälle und Hessisch Oldendorf als heimische „Hochburg“ – aber die Narren blieben doch ziemlich unter sich.
Mag sein, dass der pandemisch erzwungene Verzicht auch seine guten Seiten hat, unabhängig von den vielen dankbaren Lebern, die so geschont wurden. Vielleicht haben sich ja auch die Heringsbestände – mangels Nachfrage und nicht zu bekämpfende „Kater“ – etwas erholt. Aber dafür, weil alles seinen Ausgleich sucht, jetzt die Herings-Fischer darniederliegen. Und kein Rollmops, der ihnen helfen könnte. Auch die Bierbrauer leiden, wie immer, wenn es um Entzug geht. Ohne Feste wie die „Wies’n“, aber auch kleinere Altstadtfeste und Weihnachtsmärkte – vor allem aber ohne Karneval reduziert sich der Fluss des Gerstensaftes zum kümmerlichen Rinnsal. Kommt dazu, dass es einem nicht wirklich leichtgemacht wird, in Wirtshaus oder Kneipe einigermaßen für Ausgleich zu sorgen, wo doch ein frisch gezapftes Pils in Tresen-Gemeinschaft immer noch am besten schmeckt. Kein Vergleich zum häuslichen Flaschen-Ersatz aus dem Kühlschrank, wo einen womöglich auch noch die strafenden Blicke der Dame des Hauses treffen.
Karneval – und das „carne vale“, also die fleischlose Fastenzeit, ohne sich vorher so richtig ausgetobt zu haben, dass man quasi stocknüchtern in die Fastenzeit schlittert. Auch wenn sich kaum noch jemand daran hält. Zu allen Zeiten hat die Obrigkeit versucht, ihren Untertanen den Alkohol zu vermiesen. Schon Kaiser Domitian verfolgte die Weintrinker – allerdings auch die Christen. Es gab viele mit Verfolgungswahn! Am radikalsten wieder einmal die Deutschen mit einem Reichstagsbeschluss, der 1500 das Saufen generell verbot – und dazu, ach, wir 150-Prozenter! – gleich auch „das Reden über das Saufen“. Seit der Zeit gibt es die Synonyme „einen heben“ oder „hinter die Binde gießen“. Natürlich wurde heimlich weitergebechert. Auch die Prohibition in Amerika – eine einzige Pleite. Als in England Lord Haldane, eben erst ernannter Heeresminister, beim Militär das Trinken abschaffen wollte, bestellte er beim in Ehren ergrauten Diener des Ministeriums ein Glas Wasser. Der Diener ungerührt: „Sehr wohl, Euer Lordschaft – Kirschwasser oder Zwetschgenwasser?“
Weil der Kunigundentag nicht weit entfernt ist – geht es jetzt auch um Knödel, die es nicht nur den Kunigunden angetan haben, sondern es bis ins Schlaraffenland schafften. Für die Bayern gilt, wie einer der Ihren auf die drei gewährten Wünsche einer gütigen Fee reagierte: „Erstens“, meinte er, „Bier gnua! Zweitens: Knödel gnua! und drittens – drittens immer no oan Knödel mehr als gnua!“
Semmelknödel – rund 200 g Weißbrot vom Vortag oder vier altbackene Brötchen in dünne Scheiben oder Würfelchen schneiden und mit 250 ml heißer Milch übergießen. Abkühlen lassen. 120 g gewürfelte Zwiebel und 80 g Lauch in 60 g Butter bei mittlerer Hitze bräunen. Weitere 60 g Butter schmelzen und nussbraun werden lassen. 2 EL gehackte Petersilie einstreuen.
Eingeweichtes Brot mit Zwiebeln, Nussbutter und zwei Eiern verrühren. Salzen, pfeffern und Muskatnuss darüberreiben. Alles gut vermischen. Dann mit feuchten Händen lockere Knödel daraus formen und in Salzwasser sanft siedend gar ziehen lassen. Nach 20 Minuten etwa herausheben, abtropfen und mit einer Champignon-Rahmsauce servieren.
600 g Pilze – es können natürlich auch Pfifferlinge sein – putzen und in Scheiben schneiden. Mit 2 EL Zitronensaft beträufeln. Eine Zwiebel und ein halbes Bund Petersilie putzen und fein hacken. 1 EL Butter schmelzen und die Zwiebel angehen lassen, Petersilie kurz untermischen. 2 EL Butter in einer Pfanne schmelzen, Pilze unter Rühren anbraten. Salzen, pfeffern und nach und nach 200 ml Sahne angießen. Zwiebel und Petersilie einrühren und mit Zitronensaft abschmecken. Die Knödel in die Pilz-Sahne-Sauce setzen. Eventuell noch einen kleinen Salat dazu servieren. Auch fasten kann lecker sein – und wer wollte uns hindern, zusätzlich die leidenden Brauer zu unterstützen. Passt nämlich perfekt.
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