"Wegen ihrer großen Verbreitung gelten diese Besonderheiten oft als selbstverständlich und laufen Gefahr, nicht als Kulturgut wahrgenommen oder zerstört zu werden", mahnte Karl-Heinz Oelkers bei der Eröffnung der Ausstellung. Diese Dinge würden oftmals übersehen, wenn nicht darauf aufmerksam gemacht werde, erklärte er das Anliegen der Gruppe.
"Wir haben so viele Objekte hier in Schaumburg, aber viele Kleinode verschwinden im Laufe der Zeit", ergänzte Henning Dormann: "Kulturlandschaft sieht man auf Schritt und Tritt." Durch Unkenntnis und Gedankenlosigkeit gingen viele erhaltenswerte Relikte der ehemaligen Arbeits- und Lebenswelt verloren. Diesem schleichenden Verlust tritt die Spurensuche mit drei Maßnahmen entgegen: "Verständnis wecken, Dokumentieren und die Dinge zum Wirtschaftsfaktor machen", so Oelkers. "Wir wollen retten, was zu retten ist."
Die bisher gesammelten Exponate und Veröffentlichungen wurden zu einer Wanderausstellung zusammengefasst. Nach dem Start in Bückeburg macht diese jetzt Station in Bad Nenndorf. Bis zum 5. September sind illustrierte Ortsspaziergänge in den Samtgemeinden Nenndorf und Rodenberg sowie Gartenspaziergänge durch den Kurpark zu sehen. Frank Lohmann, Leiter der Sparkassen-Geschäftsstelle, freut sich, Gastgeber zu sein für die Präsentation so vieler kleiner Kulturschätze. Die Eröffnungsveranstaltung bot die Gelegenheit, im Gespräch mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern zu erfahren, wie diese in ihrem Umfeld kleine Schätze entdeckten und der Sammlung zuführten.
So ist Jürgen Lengerwisch gleich mit zwei seiner Projekte auf dem Poster zum Ortsspaziergang Feggendorf dabei. Der Maschinenbaumeister hat sich privat der Restauration seines Fachwerkhauses verschrieben. Ein aufwendiges Unterfangen, das man "als Hobby sehen muss", berichtet das Mitglied des Lauenauer Geschichtskreises.
Das Projekt Spurensuche trägt zum Erhalt und Schutz des Kulturgutes bei. In der Rahmengesetzgebung des Bundes werde genau dieses Engagement gefordert, berichtete Oelkers. Hierzulande obliegt die Bestandsaufnahme dem Niedersächsischen Heimatbund. Die Initiative der Schaumburger habe sich herumgesprochen und finde bereits Nachahmer in Hannover, sagt Oelkers.
Bislang sind acht Poster und 16 Ortsspaziergänge entstanden. Die Serie soll das Verständnis für Zeitzeugen aller Bereiche menschlichen Schaffens wecken. Zeitgleich werden die Ergebnisse im Internet präsentiert. Denn die Objekte haben ein Problem: Sie stehen in keinem Reiseführer, befinden sich bisher nur in den Köpfen einiger Bürger und fallen häufig durch die Netze des staatlichen Denkmalschutzes.
Die Spurensucher halten ihre Ergebnisse daher in einer Datenbank fest, die auch als Basis zur Tourismuserforschung dient. Erklärtes Ziel: diese Kulturgüter zum Wirtschaftsfaktor zu machen. Aus diesem Grund sei für das nächste Jahr ein digitaler Reiseführer geplant, sagte Oelkers und richtete einen Aufruf an alle Interessierten: "Jeder, der was weiß, kann bei uns mitmachen."
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