Krankenhagen (crs).
Der Ortsrat Krankenhagen/Volksen setzt sich gegen die Vorwürfe des Naturschutzbundes (Nabu) zur Wehr, bei der Diskussion um die Erweiterung des Sportplatzes bleibe der Naturschutz auf der Strecke. Der vorgesehene Trainingsplatz liege vielmehr auf dem Gelände ehemaliger Kartoffeläcker und des Feuerwehrübungsplatzes, schreibt Ortsbürgermeister Gerhard Werner in einer Presseerklärung: "Wenn diese Fläche jemals ökologisch wertvoll war, ist sie es heute nicht mehr."
Rintelns Nabu-Vorsitzende Nick Büscher und Thomas Brandt hatten in ihrer Stellungnahme zu den Plänen des TSV Krankenhagen und der Stadt Rinteln argumentiert, durch den Bau eines Ausweichplatzes neben den bestehenden Sportanlagen werde ein "wichtiges und empfindliches Schutzgebiet" zerstört. Die derzeit von den Sportlern favorisierte Fläche liegt im Naturschutzgebiet "Knickbrink"; den Naturschützern geht es dabei insbesondere um den Erhalt des ökologisch wertvollen Sandmagerrasens.
"Der Ortsrat will nicht die Bedeutung von Magergras anzweifeln", stellt Werner klar - allein: Auf der vorgesehenenÜbungsfläche sei mit Sicherheit kein Magergrasboden zu finden. Die Begründung liegt in der Vergangenheit: Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten in Krankenhagen zusätzlich zur Bevölkerung 843 Flüchtlinge und Vertriebene versorgt werden. Um das Ernährungsproblem zu lösen, wurde etwa ein Hektar Land zum Anbau von Kartoffeln und Gemüse freigegeben - auch auf dem Gelände des 1949 festgelegten Naturschutzgebietes. Nach 1949 entstand hier ein Feuerwehrübungsplatz: Die Fläche wurde mit Lehmboden aus den Baugebieten aufgefüllt und verdichtet, der im Grundbuch eingetragene Weg zusätzlich geschottert. "Sicher ein Verstoß gegen die Verordnung", bewertet Werner das damalige Vorgehen, "aber die Naturschutzbehörde in Hannover hat es geduldet." Diese Entwicklung sei für den Ortsrat und den TSV neben ökonomischen Aspekten - für einen Platz am Knickbrink wäre kein neues Sportheim erforderlich - entscheidend für die Wahl des Standortes gewesen.
Als "schlichtweg falsch" bezeichnet Werner zudem die Nabu-Behauptung, die Tribüne befinde sich im Naturschutzgebiet. "Hier wird offenbar ungenaues Kartenmaterial verwendet", kritisiert Werner. Nach den aktuellen "Schaumburg GIS-Karten" liege die Tribüne eindeutig außerhalb des Gebietes.
Das vom Nabu als Ersatzlösung präsentierte Gelände der ehemaligen Sandkuhle Kuhlmann bewertet der Ortsrat als ungeeignet. Neben den vergleichsweise hohen Kosten sei die fehlende öffentliche Zuwegung ebenso ein Problem wie mögliche Beschwerden der "Fuchsloch"-Anwohner wegen Lärmbelästigung.
Eine Frage bleibt für Werner im Zusammenhang mit der Kritik von den Naturschützern offen: "Warum gab es vom Nabu eigentlich keine laut und öffentlich geäußerte Kritik zur Löschung von 30 Hektar Landschaftsschutzgebiet für den Kiesabbau?" So sei dieses "weichgespülte Verhalten" im Kiesabbau-Verfahren im Vergleich zur Kritik an den Krankenhagen-Plänen "doch recht merkwürdig".
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2023
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.