Rinteln (crs).
Wenn sich Brandstiftungsdelikte häufen, wird immer wieder offen gemutmaßt: Ist dafür womöglich ein Feuerwehrmann verantwortlich? Im Fall der angezündeten Papiermülltonnen im Stadtgebiet bestätigt sich dieser Verdacht: Der 25-jährige Hauptverdächtige ist tatsächlich Mitglied der Rintelner Feuerwehr. Diese Information unserer Zeitung bestätigt Rintelns Kripo-Chef Uwe Steding auf Anfrage.
Die Nachricht trifft Stadtbrandmeister Helmut Meier wie ein Schock. "So etwas hört man ja immer wieder, aber es ist doch beschämend, wenn einer aus den eigenen Reihen so was macht", reagiert Meier aus Sicht der Feuerwehr auf die Ermittlungsergebnisse der Polizei. Über die möglichen Motive des jungen Rintelners kann auch er nur spekulieren: "Vielleicht sucht so jemand Anerkennung, vielleicht will er damit anderen imponieren - ich verstehe das nicht", ist Meier ratlos.
Konsequenzen werde die Feuerwehr in jedem Fall ziehen, kündigt der Stadtbrandmeister an: "So etwas wird bei uns hundertprozentig thematisiert." Ähnlich reagiert Rintelns neuer Ortsbrandmeister Burkhard Schatz. "Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, wird das auf jeden Fall den Ausschluss aus der Feuerwehr nach sich ziehen", sagt Schatz. "Das ist schonwegen der vielen anständigen Feuerwehrleute wichtig."
Den guten Ruf der Feuerwehr insgesamt sehen Meier und Schatz durch diesen Einzelfall allerdings nicht beschädigt: Bei 680 Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr könne man ein einzelnes schwarzes Schaf eben nicht ausschließen, sagt Meier - und Schatz formuliert treffend: "Ich kann schließlich nicht für jeden meiner Leute die Hand ins Feuer legen."
Eine Ausnahme ist es nicht, dass aktive Feuerwehrleute für Brandserien verantwortlich sind. Erst im Januar 2004 ist ein 23-Jähriger aus der Samtgemeinde Nienstädt zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der aktive Feuerwehrmann hatte zugegeben, für 17 Brandstiftungen zwischen 2001 und 2003 im Stadthäger Umland verantwortlich zu sein. Das Gericht attestierte ihm eine Störung der Persönlichkeit und verordnete eine Therapie. Bereits zwischen August 1998 und Januar 1999 hat ein damals 18-jähriger Feuerwehrmann aus Bückeburg insgesamt vier Brandanschläge verübt, unter anderem auf den Marstall am Schloss und die Firma Schmöe. In Rinteln war das Phänomen Feuerwehrmann als Brandstifter nach Auskunft der Kripo allerdings bislang noch nicht bekannt.
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