Wenn die Diamantenen Hochzeiter ihren Lebenslauf in allen seinen entscheidenden Phasen festgehalten hätten, wäre daraus ein dickes Kompendium mit nicht nur glücklich stimmenden Ereignissen geworden.
Der Anfang ihrer Liebe zumindest stimmte hoffnungsfroh. Kennen gelernt hatten sich die beiden im Memelland, als ihre Schwester seinen Bruder heiratete. Das geschah 1936. "Wir haben zusammen getanzt, und es war Liebe auf den ersten Blick", sagte uns die Jubilarin, die damals gerade 18 Jahre alt war und ihr Angebeteter sogar erst 17.
Kurt Kinszorra erlernte in seinem Heimatort Heidekrug den Beruf eines Lebensmittelkaufmanns; seine Elfriede hieß damals noch Rohde und wurde Krankenschwester. Die Wehrmacht zog den knapp 20-Jährigen gleich nach Kriegsbeginn ein und schickte ihn nach Russland an die Front. Dort wurde er als Kradmelder eingesetzt, mehrfach verletzt und konnte sich beim Zusammenbruch zu Fuß bis nach Deutschland durchschlagen.
Währenddessen erhielt seine Elfriede den Befehl, einen Flüchtlingstreck nach Westen anzuführen. Ihr wurde das Schicksal von 46 Frauen und Kindern, von 32 Pferden und elf Wagen anvertraut, die sie heil von Ostpreußen zum Westen bringen sollte. Männer gab es in ihrem Heimatdorf zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Die Jubilarin: "Wir sind gerade nochüber eine Brücke auf die andere Seite der Oder gekommen, dann wurde sie gesprengt. Wir waren fast vier Monate unterwegs. Etliche Frauen und Trakehnerpferde haben diese Strapazen nicht überstanden. Die russische Armee kam zeitweise bis auf 50 Kilometer an uns heran."
Mit Hilfe des DRK-Suchdienstes fand Kurt Kinszorra seine Frau, die mit ihrer Mutter in Kirchohsen bei Hameln gelandet war. Geheiratet wurde 1947. Der Jubilar fand einen Arbeitsplatz bei VW. Seine Frau legte noch ein Schwesternexamen im hannoverschen Nordstadtkrankenhaus ab. Später kamen sie ins Schaumburger Land und leiteten 20 Jahre gemeinsam ein privates Seniorenheim an der Friedrichstraße, das heutige "Domicil". Aus der Ehe ist ein Sohn hervorgegangen. Außerdem gibt es noch drei Enkelkinder, die heute zum Kreis der Gratulanten bei der Familienfeier zählen.
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