Die Frage ist so alt wie die Medienwissenschaft: "Machen Medien etwas mit den Menschen oder machen Menschen etwas mit den Medien?" Während viele Fachkollegen einen direkten Effekt verneinen, ist Kleimann vom Gegenteil überzeugt - mit Einschränkungen. "Wenn sie hören, die Medienwirkungsforschung könne nicht nachweisen, dass Computerspiele zu Gewalt führen können, stimmt das nicht. Die Mehrheit der Untersuchungen hat das gezeigt", sagt er. Zwar führe das Spielen indizierter Spiele nicht notwendig zum Amoklauf, nachweisen lasse sich aber eine Interaktion von gewalthaltigen Computerspielen und Gewaltakzeptanz, so der Medienwissenschaftler.
"Ein Problem stellt dabei die Desensibilisierung der Spieler dar - in Untersuchungen zeigte sich, dass Jugendliche nach einem Computerspiel aggressiver denken und weniger empathisch sind". Einfache Schuldzuweisungen greifen bei dem komplexen Thema trotzdem zu kurz: "Auch wenn es einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und Lungenkrebs gibt, bekommen nicht alle Raucher Lungenkrebs".
In einem zweiten Teil des Vortrags arbeitete Kleimann dann heraus, dass die immer stärkere Vernetzung deutscher Kinderzimmer nicht nur das Verhalten, sondern auch die schulische Leistung von Kindern und Jugendlichen beeinflusst. "Je häufiger indizierte Spiele gespielt werden, desto mehr sinkt das Notenniveau - Nicht- und Wenigspieler haben oft bessere Noten", fasste Kleimann dieBefragungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zusammen.
Zum Schluss seines Referats riet Matthias Kleimann deshalb allen Eltern im Saal zu einer aktiven Medienerziehung: "Dort wo Medienerziehung durchgeführt wird, funktioniert sie auch, da wo sie nicht praktiziert wird, ist der Medienkonsum außer Rand und Band".
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