"Ich kann mich in den all den Jahren meiner Arbeit im Tierschutzverein an keinen Sommer erinnern, in dem wir so viel zu tun hatten", seufzt die Vereinsvorsitzende Monika Hachmeister. Es brennt an allen Fronten: Ob es um das Einsammeln ausgesetzter Katzenkinder in freier Wildbahn geht, die Versorgung von Neuankömmlingen auf der Quarantänestation oder die Unterbringung der vielen Abgabetiere
- die Bückeburger Tierschützer wissen kaum, was sie zuerst und zuletzt machen sollen.
Jüngster, besonders tragischer Fall ist der Fund von drei Katzenbabys in der näheren Umgebung des Tierheims. Ein Spaziergänger fand die drei ganz offensichtlich ausgesetzten Katzenkinder nahe der neuen Auffahrt vom Hasengarten auf die Bundesstraße 83 an einem Kiesteich. Von ihrem Besitzer natürlich nirgends eine Spur; und was noch viel fataler ist: auch nicht von ihrer Mutter.
Ausgehungert, unterkühlt und durchnässt hätten die drei Jungtiere sicherlich kaum eine weitere Nacht im Freien überlebt. "Selbst nach so vielen Jahren verschlägt es einem angesichts solcher Rücksichtslosigkeit und Kaltschnäuzigkeit jedes Mal wieder die Sprache", so Monika Hachmeister.
Inzwischen hat das Trio in der Quarantänestation eine vorläufig sichere Unterkunft gefunden. Aber: Da die drei gerade einmal vier oder fünf Wochen alt sind, müssen sie mehrmals am Tag mit der Flasche gefüttert werden. Während die drei Jungkatzen das Futter zufriedenstellend annehmen, ist es um ihre seelische Befindlichkeit nicht sonderlich gut bestellt: "Die drei schreien den ganzen Tag so sehr nach ihrer Mutter, dass es einem förmlich das Herz bricht", berichtet Monika Hachmeister. "Ich würde mir wünschen, dass diese unfassbar gedankenlosen, dummen und brutalen Menschen, die diese Tiere ausgesetzt haben, einmal gezwungen würden, sich dieses Schreien anzuhören."
Aber auchüber die Ursachen für die Katzenflut kann Monika Hachmeister seit Monaten nur noch resigniert den Kopf schütteln: "Wir als Tierschutzverein unternehmen so viel, um zu helfen und aufzuklären, Haustiere zu kastrieren und ungewollten Tiernachwuchs zu vermeiden. Aber statt zu helfen scheint es von Jahr zu Jahr schlimmer zu werden." Die Folgen der Wegwerfmentalität sind in jedem Winkel des Tierheims auf bedrückende Weise zu sehen: Ob der Personalraum, die Personaltoilette oder Monika Hachmeisters eigenes Büro - wo es nur irgendwie möglich erschien, wurden mittlerweile Katzen einquartiert.
Bei den Hunden sieht es auch nicht viel besser aus. Vor allem Schäferhunde jeden Alters und jeder Größe bevölkern in diesem Sommer die Boxen des Tierheims. "Diese Sorte scheint in diesem Jahr am häufigsten beim Urlaub im Wege zu stehen", so die bittere Erkenntnis der Vereinsvorsitzenden. Immerhin: Die meisten von ihnen werden in diesem Sommer wenigstens insTierheim gebracht, anstatt sie irgendwo an einen Baum zu binden oder einfach in freier Wildbahn auszusetzen. Aber es ist nur ein sehr schwacher Trost angesichts der Überfüllung, die inzwischen auch im Hundebereich herrscht und deren Linderung alles andere als in Sicht erscheint.
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