Weserbergland (ni).
Das Ziel ist ehrgeizig, der erste Schritt auf dem Weg dahin getan: Die Landkreise Schaumburg, Hameln-Pyrmont und Holzminden wollen sich als "Region für die wirtschaftliche Nutzung erneuerbarer Energien" profilieren. Die kreisübergreifend organisierte Regionale Entwicklungskooperation Weserbergland (REK) und die in sie eingebundene Weserbergland AG sollen mit der Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes den Grundstein dafür legen. Den offiziellen Auftrag für diesen neuen Baustein regionaler Zusammenarbeit erhielten sie per Kreistagsbeschluss.
Erneuerbare Energien sind längst kein Nischenthema mehr, dem sich nur ausgewiesene - und vom Rest der Welt milde belächelte - Ökofreaks widmen. Angesichts kontinuierlich steigender Energiepreise und neuester Erkenntnisse, wonach die fossilen Energieträger "viel endlicher sind, als wir bisher alle dachten", so der Geschäftsführer der Hamelner Stadtwerke, Klaus Arnold, haben die regenerativen Energien sozusagen den Aufstieg ins Establishment geschafft. Biomasse-Anlagen schießen wie Pilze aus dem Boden, Städte bohren nach Erdwärme, um sich durch Geothermie unabhängiger zu machen von Öl und Gas. Holzpellet-Heizungen haben Hochkonjunktur und Fabriken, die Solarzellen produzieren, Lieferengpässe.
Die Region Weserbergland bietet "gute Startvoraussetzungen zur wirtschaftlichen Nutzung erneuerbarer Energien", ist der Vorstand der Weserbergland AG, Dr. Carsten Bartsch,überzeugt. Wobei "wirtschaftlich" nichts anderes heiße, als dass sich die regenerative Energie "ohne Subventionen rechnen muss". Das Institut für Solarenergieforschung (ISFH) genieße Weltruf; eine ganze Reihe von Biogasanlagen seien bereits in Betrieb, für weitere lägen Anträge vor; die Rohstoffsituation in dem ländlich geprägten Raum sei "hervorragend"; etliche Wasserkraftanlagen lieferten Strom; Windräder ebenfalls. "Viele kleine Pflänzchen" nennt Andreas Manz das bunte Sammelsurium an privatem und öffentlichem Engagement auf dem Feld der erneuerbaren Energien.
Was fehlt, so der Wirtschaftsförderer des Landkreises Hameln-Pyrmont und Leiter der REK-Geschäftsstelle, sei ein Konzept, wonach weitere Aktivität angeschoben, sinnvoll koordiniert, nach Effizienzgesichtspunkten an die richtigen Plätze dirigiert werden können - um das große Ziel zu erreichen: nämlich aufzuzeigen, wie eine ganze Region einen signifikanten Anteil ihres Energiebedarfs aus nachwachsenden Rohstoffen decken kann. In das zu erarbeitende Strategiepapier (Manz: "Aber ich will nicht nur ein Papier, sondern etwas, was sich auch umsetzen lässt") gehörten selbstverständlich auch Überlegungen zur Senkung desEnergieverbrauchs.
Und rein gehören genau so Überlegungen, "wie die ausgezeichneten Forschungsergebnisse des ISFH in der Region umgesetzt werden können". Heißt: Wie man es erreichen könnte, dass nicht irgendwo in der Welt, sondern hier produziert wird, was die Tüftler am ISFH erfunden haben, um die Kraft der Sonne nutzbar zu machen. Ebenfalls Bestandteil des Entwicklungskonzeptes: Vorschläge, wie beispielsweise die Genehmigungsverfahren für Biomasse-Anlagen zu vereinfachen, zu beschleunigen und in allen drei REK-Landkreisen einheitlich zu handhaben wären. Möglicherweise sogar in vier Landkreisen, denn der Landkreis Nienburg hat in Sachen erneuerbare Energien an die REK angekoppelt. So komplex wie das Thema ist, "so breit sind wir aufgestellt", sagt Manz. Kein Aspekt soll ausgeklammert werden.
Mit einem umfassenden Entwicklungskonzept zur wirtschaftlichen Nutzung regenerativer Energien in der Region Weserbergland aufwarten zu können, "ist auch von der fördertechnischen Seite her interessant", sagt Bartsch. Denn für die Anschubfinanzierung von Projekten, die sich nach der Startphase ohne Subventionierung rechnen, stehe Fördergeld in Aussicht. Und nicht zuletzt: "Eine Region, die sich nach draußen als (Energie-)innovative Region darstellen kann, wird interessant für Unternehmen, die Anlagenbau betreiben." Vielleicht nicht nur für die, spinnt Manz den Faden weiter. Ein großes Angebot an regenerativer Energie zu stabilen Preisen könnte sich schon bald als Standortvorteil erweisen, den auch andere ansiedlungswillige Betriebe zu schätzen wissen.
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