Trotz dieser positiven Beurteilung bleibt für Thomas Priemer ein bitterer Nachgeschmack. Er machte das Missfallen der Gemeinde über die Vorgehensweise der hannoverschen Landesbehörde für den Straßenbau deutlich, die es nicht für nötig gehalten hatte, die Gemeinde über die Pflanzmaßnahmen zu informieren. Seine Meinung: "Es kann dochnicht angehen, dass wir erst aus der Presse und durch Anrufen besorgter Bürger von solchen umfangreichen Aktionen erfahren." Schließlich vertrete die Gemeinde die Interessen der Auetaler Einwohner und müsse über derart großflächige Eingriffe in das Landschaftsbild Bescheid wissen. Gründlich sauer ist auch Friedhelm Liwack: "Die fahren unangemeldet unsere Wege kaputt und halten es nicht für nötig, vorher mit uns zu sprechen."
Beide lobten in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis, dessen Mitarbeiter immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Gemeinde hätten. Ein gutes Beispiel sei die schnelle Reaktion auf die Befürchtungen der Borsteler. Die entkräftete Mathias Dornbusch von der Unteren Wasserbehörde mit dem Hinweis: "Ein Rückstau der Aue mit Überschwemmungsgefahr für das Dorf geht allenfalls vom Durchlass der Straßenbrücke aus." An einen Rückstau durch die Pflanzstreifen unterhalb der Brücke hält er für unwahrscheinlich. Allerdings räumt er ein, dass beim Planfeststellungsverfahren vor acht Jahren noch nicht die jüngste Ausweisung der Überschwemmungsgebiete entlang der Aue berücksichtigt wurde. Darum will jetzt Bernd Hugo als Leiter der Unteren Wasserbehörde von Hochwasserexperten berechnen lassen, was passieren könnte, wenn sich die Anpflanzungen in einigen Jahren zu dichten Hecken entwickelt haben und die jetzigen Wildschutzzäune entfernt sind.
Zusätzlich wurde bei dem Ortstermin gemeinsam mit Ulrich Tack, dem Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, eine Anregung von Dr. Michael Franke aufgegriffen. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros, das sich auf Hochwasserprobleme spezialisiert hat, hatte er vor zwei Jahren in seinem Gutachten über Überschwemmungsgebiete im Landkreis Schaumburg empfohlen, die Aue an einigen Stellen aufzuweiten. Wenn die Uferböschung stellenweise abgetragen würde und sich der Fluss dort selbst einen Weg frei spült, würde das Wasser im Flussbett mehr Platz finden, bevor es über das Ufer tritt.
Mit dem Unterhaltungsverband Bückeburger Aue will der Landkreis jetzt besprechen, ob solche Ausweitungen beispielsweise in der Nähe des Borsteler Spielplatzes, aber auch unterhalb der Straßenbrücke sinnvoll sind. Sie könnten dann bis an die neuen Pflanzstreifen reichen und dort vom Wurzelwerk der neuen Bäume und Sträucher begrenzt werden.
Keine direkten Auswirkung auf Hochwassergefahren in Borstel verspricht sich davon Friedhelm Liwack, weil bei einem Jahrhunderthochwasser die Aue in jedem Fallüber die Ufer treten würde. Und zwar unabhängig von der vorgesehenen Bepflanzung, zwischen der es aus seiner Sicht genügend Durchlasse gibt, durch die sich Wasser ausbreiten kann.
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