Rinteln.
Um Langzeitarbeitslose und schwer vermittelbare Arbeitnehmer fit für die Bedingungen des Arbeitsmarktes zu machen, schickt das Job Center diese gelegentlich zu "Maßnahmen" verschiedener Bildungsträger.
Dabei müssen die Teilnehmer auch unter Beweis stellen, dass sie in der Lage sind, regelmäßig und vor allem pünktlich zu erscheinen.
Dass dies mitunter schon daran scheitern kann, dass die Angaben auf der "Anweisung zum Dienstantritt" nicht mit der Wirklichkeitübereinstimmen, belegt ein Vorfall, der sich gestern morgen in der Rintelner Innenstadt zugetragen hat. Dem relativ ortskundigen Schreiber dieser Zeilen begegnen auf dem Weg zur Arbeit zwei gestandene Männer unterschiedlichen Alters mit Briefen in der Hand, die immer wieder auf die Fassaden und Türeingänge unterschiedlicher Häuser an der Klosterstraße und dann wieder auf das Schreiben in ihren Händen blicken.
Der eine von ihnen fasst sich schließlich ein Herz und fragt: "Ich muss hier zu einem Kurs vom Job Center, bei der Firma Esta. Das soll in der Klosterstraße 31 sein."
Klosterstraße 31? Esta? "Nicht dass ich wüsste - das wäre ja direkt neben der Schaumburger Zeitung."
Ob hier vielleicht eine falsche Adresse notiert wurde? Schließlich gibt es ja eine Filiale dieses Bildungswerks in der Weserstraße, an der Ecke und mit Eingang zur Wallgasse, wie ich mich erinnern kann. Plötzlich die Erleuchtung! Vielleicht ist das ja im vorliegenden Fall genauso.
Wir schauen um die Ecke, in die Kahlergasse hinein - und tatsächlich: Dort befindet sich, uneinsehbar von der Klosterstraße, neben einer Seitentür ein kleiner Aufkleber mit dem Logo von "Esta". An der Gemeinschaftsklingel für die Hausbewohner bzw. gewerblichen Nutzer aber findet sich der Begriff nicht wieder und so wir auf gut Glück auf den einzigen Klingelknopf ohne Namenszusatz drücken, kommt schließlich ein junger Mann zum Öffnen nach unten Darauf hingewiesen, dass die Teilnehmer am Jobtraining nur deshalb etwas später kamen, weil sie erst die richtige Anschrift ausfindig machen mussten, meint er statt einer Entschuldigung nur lapidar "Diesist hier Klosterstraße 31" und lässt die Jobkurs-Aspiranten gnädig ein.
Bleibt die Frage offen, wie man integrative Arbeit erbringen kann, wenn man das eigene Unternehmen so gut versteckt, das man wohl vergeblich auf Kundschaft warten müsste, wenn einem die nicht einfach zugewiesen wird!
Und beim Job-Center wird man sichüberlegen müssen, wie solche Pannen zu verhindern sind, die für die Betroffenen schließlich erhebliche Rechtsfolgen haben können.
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