Rinteln (wm).
Vier Unfallschwerpunkte gibt es in Rinteln: Die Kreuzung Steinbergen, die Westendorfer Landwehr, die Auffahrt von der Extertalstraße auf die Umgehungsstraße in Richtung Steinbergen und die versetzte Kreuzung Mindener Straße, Waldkaterallee, Friedrichstraße, schilderten Gerhard Bogorinsky, Leiter des Polizeikommissariats, und Harald Groß, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes, anlässlich der Bekanntgabe der Unfallstatistik.
Die Auffahrt an der Exertalstraße, erläuterte Harald Groß, soll baulich "entschärft" werden, das sei Ergebnis eines Gespräches mit dem Landesamt für Straßenbau. Das Problem hier: Der "Lkw-Kolonnenverkehr", der zum großen Teil in Richtung Umgehungsstraße abbiegt. "Verbirgt" sich zwischen den langsam fahrenden Lastwagen ein Pkw, der geradeaus nach Rinteln will, zudem hinter den rechts abbiegenden Lkws noch beschleunigt, ist es oft passiert.
Die Lösung für die Westendorfer Landwehr sei ein Kreisel, der seit Jahren dort geplant sei, solange, schilderte Gerhard Bogorinsky, sei die Landwehr für die Polizei ein Schwerpunkt bei Geschwindigkeitskontrollen.
Die Kreuzung in Steinbergen, betonte Harald Groß, werde immer wieder "optimiert". So sei ein Starenkasten aufgestellt worden, um die Zahl der Auffahrunfälle in den Griff zu bekommen: "Da gibt jemand Gas, weil er denkt, der Vordermann fährt bei Gelb noch rüber, der steigt aber auf die Bremse."
Außerdem habe man mit speziell präparierten Lastwagen Bremsversuche unternommen, um den "Grip" der Asphaltdecke zu prüfen. Gemessen an den absoluten Verkehrzahlen auf der Kreuzung mit rund 30
000 Fahrzeugen in 24 Stunden passiere hier zum Glück "relativ" wenig.
Die Situation an der Mindener Straße werde man weiter beobachten, kündigte Harald Groß an. Das Problem hier: Wer von der Waldkaterallee nach links in die Innenstadt abbiegen will, muss gleichzeitig den Verkehr auf der Mindener Straße, aber auch die Abbieger von der Friedrichsstraße und die Bahnschranken im Blick behalten: "Manche sind damit schlicht überfordert."
Die Zahl der Unfallflüchtigen, gab Bogorinsky bekannt, habe sich mit 153 Unfallfluchten glatt verdoppelt, statisch nimmt fasst jeder Sechste Reißaus, wenn es gekracht hat, wobei Unfallflucht am häufigsten nach Blechschäden auf Parkplätzen begangen werden. 57 Fälle wurden aufgeklärt, davon "fast alle Unfälle, bei denen jemand verletzt worden ist". Durch die Datenverarbeitung seien die Chancen deutlich gestiegen. So könne man Glassplitter und Metallteile inzwischen Fahrzeugen zuordnen und sogar feststellen "an welchem Tag der Wagen das Werk verlassen hat".
Ganz unschuldig, so sieht man es bei der Polizei, sind an den Blechschäden auf Parkplätzen deren Erbauer nicht. Die meisten Parkbuchten seien zu eng angelegt.
Allgemein angestiegen sind die Unfallzahlen bei den Zweirädern. Das habe, so Groß, seinen Grund auch in den gestiegenen Zulassungszahlen. Auffallend bei den Unfallzahlen der Radfahrer: Es verunglücken vor allem Senioren. Besonders die Bahnhofsstraße ist für Radler ein Unfallschwerpunkt.
Die Verkehrsdisziplin der Radfahrer wiederum werteten Bogorinsky wie Groß unisono als schlecht: Radfahrer ignorierten Verkehrszeichen und würden häufig die falsche Straßenseite benutzen. "Halten wir sie an, hören wir: ,Ach, ich wollte gerade nur Brötchen holen.'"
Alkohol am Steuer - sonst ein Schwerpunktthema - spielt bei den Unfallursachen nicht mehr dieüberragende Rolle wie früher. Unfallursache Nummer eins sei heute nicht angepasste Geschwindigkeit, so Bogorinsky.
Die verschärften Gesetze und die Lage auf dem Arbeitsmarkt hätten Alkoholfahrten deutlich beeinflusst. Wer seinen Job behalten will, braucht heute den Führerschein, und wenn es nur für den Weg zur Arbeit ist.
Sogar bei Kontrollen von Discobesuchern stelle manüberraschend immer wieder fest: Alle sind betrunken, nur der Fahrer nicht.
Habe man früher beim Altstadtfest, an Himmelfahrt, bei Schützenfesten und im Karneval Führerscheine gleich reihenweise einkassiert, würden heute bei vielleicht ein, zwei Fahrern Blutproben fällig.
In Zahlen: Im Vorjahr mussten sich 38 Autofahrer eine Blutprobe unterziehen, elf wurden auf Drogen getestet. Bei 19 Unfällen sei Alkohol, bei einem Unfall Drogen die Ursache gewesen.
Glücklicherweise habe es "nur" sechs Unfälle auf dem Schulweg gegeben - bei über 6000 Schülern in Rinteln eine niedrige Zahl. Hier investiere die Polizei auch viele Stunden in Präventionsmaßnahmen, unter anderem mit der Verkehrswacht bei Schulbeginn, betonte Bogorinsky.
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