von Ulrich Reineking
Rinteln.
Lag das nun am gleichzeitigübertragenen Pokalendspiel oder an der Vielzahl potenzieller Besucher, die den 1. Mai als Brückentag zu einem Kurzurlaub integriert hatten: Das musikalische Kleinkunst-Gastspiel der "Hausmeister" aus Hannover in der Kulisse war mit etwa zwei Dutzend Besuchern wirklich unsäglich schlecht besucht.
Da hätte man sich doch mehr neugieriges Interesse erwarten können, wenn ein ehemaliger Lindenstraßen-Darsteller wie Bernd Tauber und eine Ikone der Neuen Deutschen Welle wie Konrad Haaß, vormals "Steinwolke" sich zusammentun, um ihre unterschiedlichen darstellerischen Erfahrungen in ein Projekt einbringen, das den Anspruch erhebt, dem Zeitgeist des Alltags in Wort und Ton abzuringen, was sich hinter ihm an Skurrilität und Emotionalität verbirgt.
Zu Anfang merkt man den Akteuren denn auch an, dass sie kaum eine Chance sehen, die Verbindung zum spärlichen Publikum herzustellen: Ohne nennenswertes Bemühen, die einzelnen Songs moderierend in einen Zusammenhang zu stellen, konfrontieren die "Hausmeister" die Anwesenden zunächst mit einigen Songs um herkömmliche Peinlichkeiten in Zweisamkeiten, die zwar musikalisch mit populären Schlagersequenzen versehen sind, textlich aber erheblich von innerer Auszehrung bedroht scheinen - fast so, als ob ein abgeschleimter Fips-Asmussen-Verschnitt ein paar Titel auf Vorrat für irgendeinen 14. Platz beim Song Contest zusammengefrickelt hätte. Die dahinter möglicherweise angesiedelte Ironie wirddabei nur dem Wohlmeinenden deutlich.
Irgendwann müssen die beiden Protagonisten des Abends dann wohl bemerkt haben, wie sich die gutwillige Schar der Anwesenden ihnen nach und nach entzog - und zogen gerade noch rechtzeitig die Notbremse auf der Fahrt in die Katastrophe: Mit einer fulminant-präsidialen Polterrede meldet Bernd Tauber als kollektiver Gesamtvertreter der US-Kultur einen globalen Hegemonialanspruch an, in dem sich das populäre "Honey" schnell auf ein börsenorientiertes "Money" reimt.
In einem zynischen "Hahaha/hahahaha-Song" gebärden sich die Hausmeister als gehässige Nachfolger des lachenden Vagabunden Fred Bertelmann und in "Hol mir mein Gewehr Kleines, das wird unsere letzte Nacht" wird die mörderische Konsequenz des partnerschaftlichen Aneinandervorbeilebens und-redens in beklemmender Weise zu höchst eingängiger Musik deutlich gemacht. Neoromantisch-aggressive Asphaltlyrik irrlichtert im Titel "Was für 'ne Nacht", wo es unter anderem heißt: "Aber hallo, Küsschen auf die Wange/Party ist schon voll im Gang/Und auf den Stühlen seh ich Nina/Oder Tina? Nein, Regina!/ Wow, und was für'n Kleid/Das ist ja Adelheid!" Dass sich "schöne Damen" auf "Samen" reimt, wird im gleichnamigen Song vielleicht allzu ausgiebig demonstriert - dafür aber kann man es den beiden im vertrackten Reim-Duett "Liebe kann so schön gemein sein" kaum verzeihen, wenn das Lied irgendwann zuende geht. Irgendwann muss ja Schluss sein - und wenn dann ein derart kleines Publikum noch drei, vier wohlig-boshafte Zugaben wie aus dem Arsenal des Grand Prix der Volksmusik herausklatscht, dann ahnt man das Potenzial eines Hausmeister-Abends vor voller Hütte. Hoffentlich war das Pokalspiel spannend genug für alle die, die bei dieserShow fehlten...
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