Obernkirchen. Ob sie in Deutschland bleiben dürfen? Das vermag Aleksei derzeit nicht einzuschätzen. Er hoffe es sehr, erklärt der 25-Jährige. Aber eine in seinem noch laufenden Asylverfahren tätig gewordene Dolmetscherin aus Braunschweig habe ihm gesagt, dass seine Chancen schlecht seien und er wohl nach Schweden zurückgehen müsse. In das Land, in dem er nach seiner Flucht aus Russland – gemeinsam mit seiner Ehefrau Julia – von September 2012 bis Oktober 2014 Schutz gesucht und ebenfalls einen Asylantrag gestellt habe, der jedoch bereits abgelehnt worden sei. Worauf hin die beiden dann nach Deutschland weitergereist waren und schließlich in Obernkirchen gelandet sind.
Obernkirchen. Ob sie in Deutschland bleiben dürfen? Das vermag Aleksei derzeit nicht einzuschätzen. Er hoffe es sehr, erklärt der 25-Jährige. Aber eine in seinem noch laufenden Asylverfahren tätig gewordene Dolmetscherin aus Braunschweig habe ihm gesagt, dass seine Chancen schlecht seien und er wohl nach Schweden zurückgehen müsse. In das Land, in dem er nach seiner Flucht aus Russland – gemeinsam mit seiner Ehefrau Julia – von September 2012 bis Oktober 2014 Schutz gesucht und ebenfalls einen Asylantrag gestellt habe, der jedoch bereits abgelehnt worden sei. Worauf hin die beiden dann nach Deutschland weitergereist waren und schließlich in Obernkirchen gelandet sind.
Hier bewohnen sie eine Erdgeschosswohnung in einem in der Innenstadt gelegenen Fachwerkhaus, die sie sich mit seiner Schwester (Nadezhda) und seiner Mutter (Galina) teilen. Diese anderen Zwei sind seinetwegen später ebenfalls aus Russland geflohen und warten jetzt ihrerseits auf die Asylentscheidung des „Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge“ (BAMF). Ihren Nachnamen möchten sie ebenso wie Aleksei und Julia lieber nicht in der Zeitung genannt haben.
Warum er aus Russland geflohen ist, begründet Aleksei so: In seiner Heimatstadt Brjansk habe er seinerzeit an einer Großdemonstration teilgenommen, im Rahmen der rund 1300 Einwohner friedlich gegen die aus ihrer Sicht korrupte Polizei protestiert hätten. Anlass hierfür habe ein Verkehrsunfall geboten, bei dem ein drei Jahre altes Kind auf einer Straße angefahren und getötet, die Fahrerin des Unfallfahrzeuges deswegen jedoch nicht weiter belangt worden sei. Wobei der Vorwurf erhoben worden sei, dass die Autofahrerin ein Schmiergeld an die Polizei gezahlt habe.
Er selbst sei dann nach der Demonstration von der Polizei für zirka 20 Stunden in Arrest genommen und während dieser Zeit körperlich misshandelt worden, führt Aleksei weiter aus. Und weil er sich juristisch gegen diese und (in der Folge) andere gegen ihn gerichteten Repressalien der Polizei, darunter etwa plötzliche nächtliche Hausbesuche, gewehrt habe, habe er immer mehr solcher Probleme bekommen. Zumal er deswegen auch mit einem Brjansker Oppositionspolitiker Kontakt aufgenommen habe und russische Medien respektive Fernsehsender über seinen Fall berichtet hätten. Aber: „Ich bin kein Provokateur und kein Extremist“, betont Aleksei.
„Es ist schon ein öffentlicher Fall in Russland“, bestätigt die Obernkirchenerin Inge Molitor, die sich nicht zuletzt als Mitglied des erst im vergangenen Jahr gegründeten Netzwerkes „Obernkirchen hilft“ um Aleksei und die drei Frauen kümmert. Und weil die vier Flüchtlinge ihrer Ansicht nach erst recht große Probleme bekommen würden, wenn diese wieder nach Schweden und von dort dann nach Russland zurückkehren müssten, hat Molitor Mitte Dezember 2015 eine Online-Petition beim Internetportal „Change.org“ gestartet, die sich in Form eines „Petitionsbriefes“ unter anderem an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge richtet:
Als ehrenamtliche Deutschlehrerin habe sie Julia, Galina, Nadezhda und Aleksei vor einem halben Jahr in Obernkirchen kennengelernt, wo diese einen Deutschkurs für Flüchtlinge besuchen, schreibt Molitor auf Change.org. Ferner schildert sie deren Fluchtgründe, berichtet, dass Russland laut deutscher Behörden „ein sicheres Herkunftsland“ sei, und hebt hervor, dass es für die Vier „gefährlich“ wäre, zurückzukehren. „In Obernkirchen haben sie ein zweites Zuhause gefunden“, heißt es in der Petition weiter. „Sie lernen fleißig Deutsch, nehmen an Vereinsangeboten teil, leisten Arbeitseinsätze (Pflege der Grünanlagen, Erhalt der Bahnstrecke) und pflegen nachbarschaftliche Kontakte. Sie lieben Deutschland und unsere Demokratie. Sie möchten hier gerne arbeiten, wenn sie unsere Sprache noch besser gelernt haben.“
Das Ganze schließt mit der Bitte, die Petition zu unterzeichnen, um so die Forderung nach einem Bleiberecht von Aleksei, Julia, Nadezhda und Galina zu unterstützen. Denn: „Menschen wie sie, die in ihrer Heimat um ihr Leben, Repressalien oder Diskriminierung fürchten müssen und sich in unserem Land vorbildlich integrieren, sollten die Möglichkeit haben, Teil von Deutschland werden zu können.“
Warum sie die unter www.change.org/p/bleiberecht-von-julia-galina-nadeschda-aleksei zu findende Online-Petition überhaupt gestartet hat? „Wir hoffen, dass der ganze Fall durch diese Petition mehr Gewicht bekommt“, antwortet Molitor.
Anmerkung: In die Petition und den Internetlink hat sich ein Schreibfehler hinsichtlich Nadezhdas Vornamen eingeschlichen, der offenbar jedoch nicht nachträglich korrigiert werden kann.