Einen langen Behördenweg hat der 74-Jährige bereits hinter sich. "Es gibt EU-Mittel für die Aufforstung der Flächen, die durch Kyrill zerstört wurden. Aber es müssen jede Menge Auflagen erfüllt werden, damit 55 Prozent der Kosten übernommen werden." Fichten seien völlig tabu. Sie brächten zwar schnell wachsendes Holz, seien aber durch die Trockenheit der vergangenen Jahre mehr und mehr von Borkenkäfern befallen worden. Ein Bodenkundler habe die Fläche genau untersucht, Proben entnommen und die Baumarten festgelegt, die in dem Bereich neu angepflanzt werden sollen. "Das sind Buchen, Vogelkirschen, Bergahorn und Traubeneichen, und dafür liegt uns jetzt die Genehmigung vor", sagt der private Diplom-Forstdirektor Harald Buchert, der die Anpflanzungen gemeinsam mit Fickendey-Engels plant und ausführen lässt. Trauben
eiche sei allerdings zurzeit nicht lieferbar. Deshalb können zunächst nur zwei von fünf Flächen aufgeforstet werden. Mit Hilfe eines Schleppers lässt Fickendey-Engels die gröbsten Äste und Zweige auf der Fläche entfernen, eine Pflanzkolonne hat mit dem Setzen der Bäume begonnen. "Die Kirsche benötigt mehr Licht und wird deshalb an den Rand gepflanzt, dann kommt eine Reihe Buchen und der Bergahorn", erklärt Buchert.
Das Pflanzen geht sehr zügig voran. Mit Hilfe von Bezinmotorbohrern werden etwa 20 Zentimeter tiefe Löcher in den Boden gebohrt. Danach setzen die Arbeiter die etwa 50 Zentimeter großen Bäume ein und treten die Erde rundum fest. Befestigt oder gegossen werden die jungen Bäume nicht. "Ich hoffe, dass sich die Bäume gegen die vielen Brombeerbüsche, die hier wild wachsen, durchsetzen", so Fickendey-Engels.
Damit es nicht zu Verbissschäden durch Wild kommt, wird die gesamte Schonung eingezäunt. "Bislang haben wir dafür immer Drahtzäune benutzt, aber diesmal werden Holzzäune aufgestellt." Das habe den Vorteil, dass die 1,60 Meter hohen Zäune nicht nach sechs bis acht Jahren wieder abgebaut werden müssen und schöner aussehen. Insgesamt drei Kilometer Zaun müssen errichtet werden, um die 6000 Bäume vor Reh- und Schwarzwild zu schützen. Das erledigt eine Gruppe geistig und körperlich behinderten Männer von der Holzwerkstatt des Albert-Schweizer-Familienwerks aus Hermannsburg. Unter der Leitung von Zimmerer und Werkstattmeister Klaus Tolle stellen die Männer die Zäune in der Werkstatt der Einrichtung her. "Die Arbeit draußen ist für die behinderten Menschen eine schöne Alternative zur Werkstattarbeit und macht ihnen viel Spaß", sagt Tolle. Insgesamt 120 Kilometer Wildschutzzäune haben die Behinderten aus Hermannsburg im Umkreis von 100 Kilometern zu ihrer Einrichtung bereits hergestellt und aufgebaut. "Darauf sind wir mächtig stolz", so Tolle.
Etwa 20 bis 30 Jahre wird es dauern, bis Spaziergänger die aufgeforstete Fläche wieder als "richtigen" Wald wahrnehmen werden. In 20 Jahren kann das erste Brennholz aus dem Gebiet verkauft werden, und nach etwa 40 Jahren können die Enkel von Bruno Fickendey-Engels die ersten Festmeter Industrieholz verkaufen. "Holz ist eben eine langfristige Investition", sagt der Gutsherr.
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