Rinteln (who).
Nach einem ersten Aktionstag zum Nichtrauchen im vorigen Dezember haben die Berufsbildenden Schulen die Aktion "100 Tage rauchfrei" gestartet. Fünf von 25 Teilnehmern haben durchgehalten und vor den Osterferien ihr "Nichtraucher-Zertifikat" und einen Preis zur Belohnung für ihre Standfestigkeit entgegengenommen.
Seit einem Jahr ist das Rauchen an niedersächsischen Schulen per Regierungserlass verboten. Gesetzgeber und Schulen begleiten in Kooperation die Durchsetzung des Erlasses mit gemeinsamen Präventionsprogrammen - nicht zuletzt, um bei der Entwöhnung zu helfen.
Auch die Berufsbildenden Schulen nehmen den Erlass ernst. Denn: Eine Befragung im Dezember von rund 1200 der insgesamt 1400 Schüler an den drei Standorten Burgfeldsweide und Dauestraße in Rinteln sowie in Bückeburg hatte einen über 50-prozentigen Raucheranteil aufgezeigt. Der Anteil an weiblichen Rauchern liegt in bestimmten Schulformen sogar bei mehr als 61 Prozent. In den Abfalleimern der drei Schulstandorte sammeln sich dabei täglich bis zu 10
000 Zigarettenkippen, ergab eine Zählung.
Das bloße Rauchverbot in der Schule allein löst das Problem nicht, hatte sich sehr schnell heraus gestellt. Die überwiegend volljährigen Schülerinnen und Schüler verlagerten ihre Pausen einfach in den öffentlichen Raum auf die Gehwege und Straßen im Umfeld der Schulen. Die Folge: Nachbarn und Anlieger fühlten sich durch herumliegende Zigarettenkippen und andere Abfälle gestört.
Ein weiterer Schritt, um dem Problem beizukommen, war eine Ausstellung an allen drei Schulstandorten, die auch die Ergebnisse der Befragung präsentierte. Ein großes Glas mit 3125 gesammelten Zigarettenkippen erwies sich dabei als echter Hingucker und Denkanstoß.
Die Lehrerinnen Marie-Theres Bockhorst-Thöne, Alexandra Beißner, Heidrun Pfeifer und Dagmar Stoevesandt hatten im Anschluss in Rinteln den ersten Nichtraucherkurs initiiert und einen ersten kleinen Teil-Erfolg verbucht.
Nach Vorstellung des Projekts erklärten sich zunächst 25 Schüler bereit, zunächst für 100 Tage ganz auf die Glimmstengel zu verzichten. Fünf davon haben erfolgreich bis zu den Osterferien durchgehalten, drei rauchen jetzt zumindest deutlich weniger.
Den 25 Projektteilnehmern sollten dabei unter anderem Pausen-Patenschaften von Mitschülern beim Abschied von der Zigarette helfen. Martin Falch und Maik Scholl vom Kurs 13 des Wirtschaftsgymnasiums haben diesen Patenschafts-Gedanken auf ihre eigene Lösung umgesetzt und sich mit einer Wette gegenseitig angespornt. Martin Falch erklärt zu seiner Motivation: "Bei rund 50 Zigarettenam Tag hatte ich mich schon selber über meine gelben Finger geärgert." Und Maik Scholl ergänzt: "Da habe ich ihm gesagt, ?Hör doch einfach auf'." Schließlich haben beide gemeinsam den Versuch mit dem Aufhören gemacht und nach 100 Tagen beschlossen, auch weiterhin "clean" zu bleiben.
Nichtrauchen bringt auch einen handfesten finanziellen Vorteil, gesteht Martin Falch am Ende ein. An manchen Tagen habe er es auf gut und gerne 50 Zigaretten gebracht. "Du hast auf alle Fälle gewonnen, das macht in einem Jahr rund 1200 Euro aus", bestätigt Dagmar Stoevesandt als Lehrerin.
Simone Rabe aus der BOS 22Aist Handballsportlerin und hat schon jetzt gemerkt: "Ich habe mehr Luft und eine bessere Kondition." Obwohl in ihrer Familie noch geraucht wird, will sie selber weiterhin die Finger von der Zigarette lassen.
Auch in der Familie von Jasmin Prieskorn aus der selben Klasse wird geraucht. Sie selber sei mit täglich zehn bis 25 Zigaretten dabei gewesen, schätzt sie. Nach dem Einstieg in den Ausstieg hat sie persönlich schnell fest gestellt: "Es ist mir nicht schwer gefallen, mit dem Rauchen aufzuhören, und ich kann jetzt sogar zusehen, wenn andere rauchen."
Sarah Terwedo ist die fünfte Aussteigerin und hat mit den vier anderen etliche weitere Mitschülern sagen gehört: "Wenn's teurer wird, hören wir auch auf." Dass sie es lediglich aus diesem einzigen Grund schaffen werden, kann sie allerdings nach eigener Erfahrung nicht bestätigen.
Dagmar Stoevesandt als begleitende Lehrerin kann das nur bestätigen: "Das geht erfahrungsgemäß nicht von heute auf morgen."
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