Das alles und noch viel mehr erfährt man, wenn man während einer Stadtführung der Residenzstadt Bückeburg auf ihre historischen Gründe geht. Immer sonntags um 14 Uhr starten am Marktbrunnen vor der Tourist-Info die Spazier-Touren, bei denen die ehrenamtlich arbeitenden Stadtführer mit spannenden, witzigen und interessanten Details über die Historie Bückeburgs aufwarten. Zum Beispiel, dass zwischen Schlosstor und Schlossbrücke immer noch die gleichen Pflastersteine verlegt sind wie zu Zeiten des Grafen und späteren Fürsten Ernst. Oder dass die von Ernst erbaute und heute von der Fürstlichen Hofreitschule genutzteReithalle ursprünglich dem Jeu de paume diente, einem Ballspiel und Vorläufer des heutigen Tennis und deshalb früher auch Ballhaus genannte wurde.
16 ehrenamtliche Stadtführer sind für die Tourist-Info der Stadt Bückeburg aktiv. Ältestes Mitglied der Runde ist Martin Schröter. Vor allem zum Fürstenhaus vermag der 82-jährige Ur-Bückeburger, der mit seiner Familie im rechten Flügel des Bückeburger Schlosses aufwuchs, Geschichten und Geschichtchen zu erzählen. Er habe sie alle gekannt und vieles mit ihnen erlebt, berichtet der Stadtführer-Senior stolz. Mit Heinrich Prinz zu Schaumbug-Lippe lebte er zeitweilig im gleichen Schloss
trakt. Und Adolf II., den letzten regierenden Fürsten zu Schaumburg-Lippe bis zur Revolution 1918, hat er persönlich noch im Caddy über den Golfplatz kutschiert. 1937 kamen Adolf und seine Frau Ellen Bischoff-Korthaus bei einem Flugzeugabsturz in Mexiko ums Leben.
Auch die ehemalige Bürgermeisterin Edeltraut Müller engagiert sich bei den Stadtführern, ebenso Karlheinz Stier (Foto), Offizier a.D. der Heeresfliegerwaffenschule, der vor Jahrzehnten durch die Bundeswehr nach Bückeburg kam und dann "in diesem wunderschönen kleinen, historischen Städtchen" hängen blieb. Schwerpunkte der Führungen sind natürlich die drei historischen Aushängeschilder der Stadt Bückeburg, der Marktplatz, das Schloss und die Stadtkirche. Vor allem das Innere der Stadtkirche hat es Martin Schroeter angetan: "Das ist für jeden Besucher einfach überwältigend, und hier könnte man stundenlang erzählen." Aber auch abseits dieses historischen Dreigestirns und in seinen Nischen und Winkeln gibt es viele Details und Kleinigkeiten zu entdecken, die selbst manchem Einheimischen bislang noch verborgen waren oder nicht mehr in Erinnerung geblieben sind. Wer weiß denn schon noch, was fürkleine Häuschen einst dort standen, wo sich jetzt das Volksbankgebäude am Marktplatz erhebt? Karlheinz Stier verrät es. Jeder kennt aus der Ferne die beiden großen Inschriften an der Empore über dem Schlossportal. Aber wer hätte aus dem Stand gewusst, dass sie von dem verheerenden Brand des Schlosses im Jahr 1732 und dem Wiederaufbau unter Graf Albrecht Wolfgang berichten?
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