Rinteln. Ob es jemals schon einen derartig langen Applaus gab im ausverkauften Brückentorsaal? Fünf Minuten sicherlich klatschten die Zuschauer, im Stehen, zu einem Stück, das die meisten fast zu Tränen gerührt hatte. Der Regisseur: Rushdie Al Fatlawi aus dem Irak. Die Schauspieler: Junge Leute, die ebenso wie er vor Krieg und Verfolgung flohen und in der Notunterkunft in der Prince Rupert Schule leben. Das Stück heißt „Albtraum“. Aber man könnte es auch „Hoffnung“ nennen.
Rinteln. Ob es jemals schon einen derartig langen Applaus gab im ausverkauften Brückentorsaal? Fünf Minuten sicherlich klatschten die Zuschauer, im Stehen, zu einem Stück, das die meisten fast zu Tränen gerührt hatte. Der Regisseur: Rushdie Al Fatlawi aus dem Irak. Die Schauspieler: Junge Leute, die ebenso wie er vor Krieg und Verfolgung flohen und in der Notunterkunft in der Prince Rupert Schule leben. Das Stück heißt „Albtraum“. Aber man könnte es auch „Hoffnung“ nennen.
Die einzelnen Szenen waren bewegend genug. Ohne Worte, dafür aber untermalt mit aufwühlender arabischer Musik, inszenierten die zwölf Darsteller Bilder von Gewalt und Ausgeliefertsein. Requisiten wie zum Beispiel eine Biertisch-Sitzbank wandelten sich zum Boot, das durch die Nacht übers Meer tragen soll, in einen Sturm gerät und Mitreisende für immer über Bord spült. Manchmal wird ein einzelner Schrei ausgestoßen.
Dann wieder scheint sich jemand das Herz aus der Brust reißen zu wollen. Oder die in anonym weiße Schutzanzüge gekleideten Personen sitzen starr am Bühnenrand, sehen in die dunkle Menge und nehmen schließlich ihre Kapuzen ab: Wir sind Einzelne, Individuen, Menschen.
Der ganze Schrecken dessen, was es bedeutet, im eigenen Land seines Lebens nicht mehr sicher zu sein, lieber den möglichen Tod auf der Flucht zu wählen, als weiter mit dem Terror zu leben, Freunde und Familie und alles Vertraute zu verlieren, dieser „Albtraum“, der ja leider kein bloßer Traum war, er wurde so auf eindrücklichste Weise inszeniert.
Auch mit weniger guten Darstellern wohl hätte man sich als Zuschauer wohl kaum der emotionalen Wirkung des Stücks, mit seiner eindrucksvollen Botschaft „Gebt uns Hoffnung“, entziehen können.
Aber das erst elf Jahre alte Mädchen Ghenwa, das die 15-jährige Salma ersetzte, und die elf jungen Männer spielten so stimmig und überzeugend, als bildeten sie schon lange eine bühnenerfahrene Truppe.
Der große Applaus war nicht nur eine Solidaritätsbekundung des Publikums, er galt auch den Leistungen von Regisseur und Spielern. Und vielleicht hatte er zudem etwas mit dem Gefühl zu tun, als Deutscher, der in einer Art Paradies lebt, selbst (weiterhin) herausgefordert zu sein. Zum Ende hin erklang die deutsche Nationalhymne mit ihrem eindrucksvollen Text von Einigkeit und Recht, Freiheit und Brüderlichkeit. Wie ein Lobgesang auf Deutschland wirkte die Hymne, und zugleich wie die Bitte, nach besten Kräften dem hohen Anspruch des Hymnentextes gerecht zu werden.
Dass es möglich war, Rushdie Al Fatlawis Stück, das bereits im Dezember vor 200 Zuschauern in der Prince Rupert Schule aufgeführt wurde (wir berichteten), im Brückentorsaal auf die Bühne zu bringen, ist dem Engagement vom Kulturring, der Stadt Rinteln und dem Kreisverband Schaumburg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zu verdanken. DRK-Präsident Bernd Koller wies in seiner Vorrede darauf hin, dass die fünf Euro Eintrittsgeld pro Person für zukünftige Kulturarbeit von und mit den Flüchtlingen verwendet werden. Weitere Aufführungen von „Albtraum“ wird es am Montag im Gymnasium in Bad Nenndorf geben, sowie demnächst in Bad Eilsen und Bückeburg.
Hinweis: Videos von der Theateraufführung finden Sie auf www.szlz.de und dort unter „Videos“.