„Wir haben jetzt eine Schulklasse zu Besuch. Die Lehrerin kann ihren Unterrichtsstoff von Martin Luther und Gutenberg den Jugendlichen mit diesen beweglichen Ausstellungsstücken begreifbar machen“, schwärmt Seeger. Bei dem ehemaligen technischen Leiter der Druckerei C. W. Niemeyer und seinen ehemaligen Kollegen treffen die Besucher auf Praktiker, die ihr Fachwissen gern plaudernd weitergeben.
So kümmern sich die aktiven Vereinsmitglieder wie Klaus Baatz, Erich Bunn, Klaus Wölm, Joachim Wrobel und Giuseppe Martella dienstags von 10 bis 12 Uhr um alte Schriftstücke, haben Lettern aus Metallsetzkästen in Holzsetzkästen umsortiert, ordnen Fachliteratur und wecken das Interesse der Besucher für den alten Fernschreiber, den sie in den Satzbereich integriert haben.
Dank eines Brandes im Haus des Verbandes der Druckindustrie in Hannover gelang es dem Verein, im November 2009, eine Kniehebelpresse kostenlos zu erhalten. Es ist eine Handpresse der Maschinenfabrik Hogenforst aus Leipzig, die seit 1820 eine Verbesserung der Druckkraftübertragung durch das Kniehebelsystem ermöglichte. Vor Einführung der Schnellpressen fanden Handpressen in allen Druckereien Verwendung. Auf ihr neues ältestes Schätzchen sind die Vereinsmitglieder besonders stolz. Schließlich haben sie es, nachdem die auseinandergeschraubte Maschine in einem Tauchbecken entgiftet, mit Sandstrahl gereinigt und neu lackiert worden war, jetzt selbst zusammengebaut. Hier können die ehemaligen Drucker künftig mit einem original hundeledernen Tampon aus dem Nachlass von Rolf Protz aus Bad Pyrmont Druckerschwärze auf den fast 200 Jahre alten Druckstock auftragen. Dabei handelt es sich um einen Ablassbrief, in den Namenlettern gesetzt werden können und der damit als origineller Handdruck präsentiert werden kann.
„Das war immer mein Traum, so etwas zu bekommen“, schwärmt Seeger, dessen Faszination für Druckkunst von Maschinen über Bücher bis zu Briefmarken reicht. Die ehemaligen Drucker, Setzer und Metteure betreiben auch Werbung für ihr Museum. So liegen Schnupperprospekte und selbstgedruckte Lesezeichen in Hotels, Jugendherberge und der Stadtbücherei aus.
Der Kassenstand war mit 121 Euro Ausgaben überschaubar, wie Kassenwart Carsten Wilkesmann berichtete. Auch die Kassenprüfer bestätigten, dass sich die Vereinsmitglieder im laufenden Jahr über die Finanzen keine Sorgen machen müssten. Die zur Gründung des Museums erhaltenen Fördergelder und Spenden lassen neben den Eintrittsgeldern und Vereinsbeiträgen ein ausreichendes Polster zur Zahlung der laufenden Miet- und Stromkosten. Entlastet und wiedergewählt wurde der gesamte Vorstand. Das Museum ist freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppenführungen können telefonisch vereinbart werden unter 05151/27333.
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2021
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.