"Vergangenes Jahr hatten wir 50 Polen angemeldet, aber nur 35 sind gekommen. Dieses Jahr sind 78 angemeldet, aber wir haben schon wieder fünf Absagen", sagt Christoph Wedeking vom Osthof Familie Wedeking in Vornhagen. Mehr Geld in Dänemark und neue Jobs im Heimatland locken. "Sie haben sich bei uns wohlgefühlt, würden bei mehr Geld wohl auch wieder kommen. Aber das können wir nicht bezahlen", so Wedeking.
Der Obsthof beliefert WEZ und Edeka, verkauft auf dem Feld und hat Flächen zum Selbstpflücken. "Für den Verkauf finden wir leicht Abiturienten, aber die harte körperliche Arbeit beim Pflücken ist in Deutschland wenig gefragt", ergänzt Wedeking. Gezahlt werde Akkordlohn, damit liegen gute Pflücker über dem Mindestlohn von 5,42 Euro. "Und jede Schale bekommt einen Barcode, damit Qualitätsmängel zurückverfolgt werden können", beschreibt sie den Leistungsdruck. Zeitdruck kommt hinzu. "Erdbeeren sind unser wichtigstes Standbein, und diese Früchte kann man nicht lange lagern."
Die Erdbeeranbauer stehen zurzeit in engem Kontakt zur Agentur für Arbeit. Dort hat Gerhard Wagner bereits seit Februar den Bedarf ermittelt und geeignete Bewerber gesucht, unterstützt vom Job-Center. Die rund 90 ausländischen Helfer haben parallel dazu ihre Arbeitsgenehmigungen erhalten, für die deutsche Quote bei Wedeking und drei weiteren Betrieben wird gesucht. 39 Bewerber werden gebraucht, wegen der hohen Abbruchquote sei aber die dreifache Zahl nötig, so Jörg Lücking vom Job-Center. 107 Bewerbungen liegen zurzeit vor. "Und wer durchhält, bekommt von uns noch einen Zuschuss", erklärt Friedrich-Wilhelm Rode, Leiter der Agentur für Arbeit in Stadthagen.
"Wir versuchen, die Bewerber im engeren Umfeld zu finden, organisieren An- und Abtransport", sagt Wagner. "Aber die Pflücker müssen um 4.30 Uhr auf dem Feld sein, nach der Frühstückspause wird noch mal bis 14 Uhr gepflückt. Und auch für die Verkäufer ist der Job nicht leicht. Sieben Tage die Woche von morgens bis zumeist 19 Uhr wird verkauft."
Job-Center und Agentur hatten in diesem Jahr mehr Zeit für die Auswahl und Vorbereitung der Helfer, wollen auch während der Erntezeit oft vor Ort sein. "Die 107 Bewerber wollen es probieren, wir sind vorsichtig optimistisch", sagt Lücking.
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