"Krieg den Deutschen Zuständen", "63 Jahre Zeit und keinen Moment hinterfragt" und "Mit dem Agnes-Miegel-Kult brechen" haben schwarzgekleidete Antifa-Anhänger auf Bannern aufgefordert. Doch ein überschwänglicher Erfolg hinsichtlich der Teilnehmerzahl blieb aus. Nur rund die Hälfte der angemeldeten 150 Demonstranten war nach Schätzungen der Polizei zur Demon gegen den "Agnes
Mie
gel-Kult" eingetroffen.
Polizei und Anmelder Frank Gockel machten dafür Orkantief "Emma" verantwortlich. Umgestürzte Bäume auf der Bahnstrecke Haste-Hannover sorgten für eine einstündige Verspätung des Demonstrationsbeginns - viele Teilnehmer saßen in den Zügen fest, einige erreichten die Kurstadt erst gar nicht.
Nicht nur Linke, auch Neonazis gelangten nicht nach Bad Nenndorf. Wie Ursula Müller-Krahtz vom Landkreis Schaumburg als Genehmigungsbehörde erklärte, hätten Neonazis am Sonnabend um 0.30 Uhr versucht, telefonisch bei der Polizei in Bad Nenndorf eine Gegendemonstration anzumelden. Die Landkreis-Dezernentin vermutet hinter diesem Verhalten eine neue Taktik der Rechten. "Eine verspätete Anmeldung ist allein kein Verbotsgrund", sagte Müller-Krahtz. "Jedoch haben wir in diesem Fall eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit festgestellt."
Nach Erkenntnissen der Polizei habe es am Sonnabend auch eine Versammlung der Neonazis in Lindhorst gegeben, so Müller-Krahtz. Wie Polizei-Pressesprecher Axel Bergmann sagte, sind den Rechtsradikalen Platzverweise erteilt worden - für ganz Bad Nenndorf. Dennoch sorgten drei junge Männer, die nach Polizeiangaben der rechten Szene zuzuordnen sind, kurz vor Demonstrationsbeginn für Tumult. Sie gelangten bis auf den Bahnhofsvorplatz, filmten die Antifa-Anhänger aus nächster Nähe, wurden jedoch sehr schnell von einer Gruppe Bereitschaftspolizisten vom Platz geführt.
In Sicht- und Hörweite der Agnes-Miegel-Gesellschaft, die ihre "Agnes-Miegel-Tage" im "Hotel Hannover" veranstaltete, gingen die Linken in zahlreichen Redebeiträgen auf die Rolle Miegels ein, die sie während des Nationalsozialismus spielte. Marianne Kopp, Vorsitzende der Agnes-Miegel-Gesellschaft, hatte sich den Demonstranten nicht zu einer Diskussion gestellt und sich im "Hotel Hannover" aufgehalten.
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