Nach dem Amoklauf in Winnenden in der vergangenen Woche stehen Computerspiele wieder einmal in der Kritik. Tim K., der 15 Menschen tötete, spielte offenbar intensiv das Spiel „Counterstrike“. KFN-Direktor Christian Pfeiffer hält es deshalb für möglich, dass auch Tim K. an der Computersucht litt. „Die Anzeichen würden passen“, sagte er gestern.
Die Folgen der Droge Computerspiel sind dramatisch: Die jungen Computerspielsüchtigen schlafen bedeutend weniger als ihre Mitschüler, sie haben oft keine anderen Hobbys und sie bauen in der Schule ab. Außerdem steigt das Selbstmordrisiko um ein Vielfaches. Die bundesweit größte Studie dieser Art, für die in den vergangenen beiden Jahren bundesweit 15 000 Neuntklässler befragt wurden, soll heute vorgestellt werden.
Online-Rollenspiele als Risikofaktor
Knapp ein Drittel der 15-Jährigen bringt es pro Tag im Durchschnitt auf eine Spielzeit von mehr als drei Stunden. Ob ein Jugendlicher auch süchtig wird, hängt aber entscheidend davon ab, welches Spiel er spielt. Eindringlich warnen die Forscher vor Online-Rollenspielen. Vor allem „World of Warcraft“ (WoW) – freigegeben ab zwölf Jahren und mit 11,5 Millionen Nutzern weltweit das meistverkaufte Spiel in diesem Genre – berge enormes Suchtpotenzial. Knapp jeder fünfte WoW-Spieler ist der Studie zufolge süchtig oder gefährdet. Auch „Guild Wars“ und Ego-Shooter wie „Counterstrike“ weisen ein erhöhtes Suchtrisiko auf. Die Politik will sofort auf den Weckruf reagieren: Ministerin Ross-Luttmann plant, möglichst schnell die Bewertungskriterien zu ändern, nach denen die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) die Altersfreigabe von Computerspielen festlegt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach dem Amoklauf in Winnenden intensive Kontrollen der Aufbewahrung von Waffen und Munition angemahnt. Denkbar seien auch unangemeldete Kontrollen.
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