Kathrinhagen (who).
Die Unfallverhütungsvorschriften schreiben es vor: Ein Mal im Jahr müssen Grabmale auf ihre Standfestigkeit geprüft werden. Und wenn etwas wackelt, muss gesichert werden.
Am vergangenen Freitag haben Gertraud Hoberg, Susann Röwer und Ulrich Schmidt vom fünfköpfigen Friedhofsausschuss der Kirchengemeinde den turnusmäßigen Kontrollgang gemacht. Als eingespieltes Team kennen sie sich aus auf dem Friedhof bei der Kirche. Systematisch und der Reihe nach kommen die einzelnen Denkmale dran beim Kipp-Test. Dafür ist Ulrich Schmidt als Mann in der Gruppe zuständig.
Das Prüfgerät, das er dabei gebraucht, heißt passend zum Einsatz "Kipp-Tester" und besteht aus einem Metallzylinder mit zwei seitlichen Handgriffen, aus dem vorne ein Gummipuffer heraus ragt.
Im Gehäuse des Gerätes steckt eine Federwaage, die auf eine maximale Belastung von 300 Nano eingestellt ist. Und so viel Druck müsse jedes normale Grabdenkmal aushalten, um die vorgeschriebene Standfestigkeit zu beweisen. Wie der Test aussieht, zeigt er beim praktischen Einsatz: den Stempel im oberen Bereich des Steins ansetzen und feste drücken. Und wenn er nicht wackelt, bis das Gerät bei Erreichen des maximalen Drucks aussetzt und pfeift, ist alles in Ordnung. Weiter geht's zum nächsten Grabmal, nachdem die beiden Frauen den Test bezeugt und in der Kontroll-Liste vermerkt haben.
Für größere Grabsteine hat Ulrich Schmidt noch einen anderen Kipp-Tester im Kofferraum seines Autos liegen. Den braucht er allerdings auf dem Kathrinhäger Friedhof nicht, denn die großen und manchmal etwas protzigen Denkmäler, wie sie noch bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts üblich gewesen sind, gibt es kaum noch.
Warum so ein Stein zu wackeln beginnen kann, weiß Schmidt genau zu erklären: "Wenn er zum Beispiel zu tief in der Erde sitzt, zieht Feuchtigkeit zwischen Stein und Fundament." Durch Frosteinwirkung könne deshalb die Verbindung gelöst werden. Das sei auch der Grund, dass jeweils im Frühjahr nach Ende der Frostperiode geprüft werde.
"Wir habenüblicher Weise in jedem Jahr fünf bis sechs Steine, die wackeln", erklärt Susann Röwer, "aber es gab auch schon Jahre, da haben wir bis zu 15 davon gehabt." Was in so einem Falle passiert, zeigt Gertraud Hoberg. Dafür hat sie die grünen Aufkleber dabei, die vor Unfallgefahr durch den Wackelkandidaten warnen und zur neuerlichen Befestigung auffordern. Anschließend erhalten die Angehörigen auch noch eine schriftliche Benachrichtigung.
Nur im Extremfall, wenn ein Grabstein in akuter Gefahr steht, umzufallen, lässt ihn die Kirchengemeinde flach hinlegen, bis die zuständigen Angehörigen der Verstorbenen aktiv werden.
Dass ein Stein erst durch den Kipp-Test bei der Begehung gelockert werde, müsse niemand befürchten, beruhigt Ulrich Schmidt, das garantiere der Gebrauch des Kipp-Testers. Er blickt zurück: "Früher haben wir zeitweise mit einer Personenwaage gedrückt. Und davor einfach mit der bloßen Hand, aber da haben die Leute befürchtet, wir könnten die Steine umschmeißen." Übrigens: Nur ein einziger Grabstein habe dieses Mal moniert werden müssen, teilte Ulrich Schmidt auf unsere Anfrage mit. Dieses gute Ergebnis sei nicht zuletzt auf die regelmäßigen Begehungen zurück zu führen.
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2023
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.