Rinteln (ur).
Es hatte sich wohl noch nichtüberall herumgesprochen, dass Circus Belly a) ein bemerkenswertes Programm zu bieten hat und b) sein Zelt wegen des Hochwassers vom Weseranger auf das Areal des ehemaligen Marktkauf-Baumarkts am Bahnhofsweg verlegt hat, denn bei der Premiere zeigten sich doch erhebliche Lücken auf den Rängen, die bei Direktor Klaus Köhler einige Sorgenfalten ins sonst so fröhliche Gesicht zogen.
Bei den erschienenen Zuschauern aller Altersklassen aber herrschte eitel Sonnenschein - denn so charmantes Zirkusvergnügen bekommt man wirklich nur selten geboten.
Die gemischte Raubtiertruppe erweist sich als eine fröhliche Katzenschule, denn die hier gezeigten Tiger und Löwen sind allemal noch verspielte Teenager, deren weibliche Exemplare überdies gerade im pubertären Frühling ihres Lebens stehen und sich vor lauter Rolligkeit kaum auf den Lehrstoff und ihre Positionen konzentrieren wollen - immerhin bewirken Leckerlis und Streicheleinheiten auch dabei Wunder.
Ob die gezeigte Kamelkarawane wirklich die größte ist, die derzeit durch Deutschland reist, mag dahingestellt sein - anmutige Bilder und Szenen sind jedenfalls allemal zu erleben, ebenso wie bei den prächtigen Pferden des Belly-Marstalls. Und von geradezu poetischer Komik sind die Clowns des Unternehmens, obwohl sie keineswegs wie feine Roncalli-Pinkel auf derbe Akzente verzichten: Ein Hauch von "La Strada" weht durch das Zelt und verfliegt auch in der Pause nicht, wenn man sich im Vorzelt von den eben noch im Scheinwerferlicht stehenden Artisten mit Limo, Bratwurst, Popcorn und Zuckerwatte verwöhnen lassen kann.
Akrobatische Glanzleistungen an den Strapaten und auf dem Drahtseil, am Ringtrapez und auf der Stuhlpyramide sowie eine mit Motorsäge und Schwert adrenalisierende Zaubershow setzen weitere Akzente, und für reichlich Herzgalopp sorgt die ausgesprochen sexy daherkommende Hulahoop-Darbietung einer ebenso jungen wie körperbewussten Absolventin der Berliner Artistenschule. Auch der mächtige Schimpanse als Chef einer vierköpfigen Hunderevue bietet nicht nur Optik, sondern einiges an wohltrainiertem Können.
Unbedingter Höhepunkt des Programms: der Auftritt des feuerspuckenden Barbaren - ein Kraftmensch, der über wirbelnde Feuerräder, schöne Frauen, große Würgeschlangen und ausgewachsene Krokodile ebenso gebietet wie über das tief beeindruckte Publikum. Dieser Mittelzirkus verfügt über ein Programm, bei dem jede einzelne Nummer auch in Unternehmen wie Barum oder Busch-Roland bestehen könnte. Auffällig: die detailsichere Inszenierung von Kostümierung, Musik und Lichtregie.
Wer diese bunte Flitter- und Glitterrevue sich und seinen Kindern oder seiner Liebsten gönnen möchte: Gespielt wird am Bahnhofsweg noch am heutigen Sonnabend um 15 und 19 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr.
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