Landkreis (jl).
Die Stimmung in den wichtigsten Schaumburger Metallbetrieben ist in diesen Tagen kämpferisch. Das hatte sich bereits beim ersten halbtägigen Warnstreik in der vergangenen Woche gezeigt. Gestern beim eintägigen Warnstreik der IG Metall ging in vier größeren Betrieben so gut wie nichts mehr. So ruhte der Betrieb bei Faurecia komplett. Deutlich wurde bei der Streikversammlung,dass die Vorschläge der Arbeitgeber in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in Schaumburg nicht gut ankommen.
Die Gewerkschaft hatte für gestern die Belegschaften von Faurecia und Lühr-Filtertechnik in Stadthagen, Hautau in Kirchhorsten sowie Bornemann in Gelldorf zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Die Resonanz war groß. Das zeigte sich auch beim Streik-Frühstück im Gasthaus Bruns in Stadthagen, wo der Saal nach Einschätzung von Gewerkschaftssekretär Thorsten Gröger sich mit rund 200 Streikenden fast bis an den Rand füllte.
Beim Autozulieferer Faurecia haben nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Jürgen Bittner "von 1740 Kollegen fünf nicht mitgemacht. Das Licht in der Werkstatt ist wieder ausgeschaltet worden, und wir haben an der Stelle Energiekosten gespart", sagte Bittner unter dem Gelächter der Versammlung. Bei Bornemann waren laut Betriebsratsmitglied Hartmut Lange "95 Prozent der Belegschaft draußen".
Für die Firma Hautau stellte Betriebsratsvorsitzende Ingrid Kachel ein gemischtes Bild von der Streikfront vor: Einige Angestellte meinten, "sie müssten arbeiten". Es habe aber Streikbrecher gegeben, "die angehalten und uns Ostereier geschenkt haben" - aber auch einen, der gemeint habe, sein Auto als "Geschoss" gebrauchen zu müssen. "Im Betrieb hat sich nicht viel", getan bilanzierte Lühr-Betriebsratsvorsitzender Horst Fischer. Ihn freue, dass sehr viele Angestellte mitstreiken. Fischer unterstrich, dass die Zeit für eine Einkommenserhöhung reif sei. Es sei schon ein bedenkliches Anzeichen, "wenn Kollegen schlaflose Nächte haben, weil sie merken, dass der Öltank leer wird".
Gröger appellierte an die die Arbeitgeber: "Legt in Niedersachsen ein verhandlungsfähiges Angebot vor!" Die Vorschläge der Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen nannte er "unzumutbar". 1,2 Prozent mehr Lohn und vor allem eine "nach unten änderbare" Einmalzahlung seien nicht hinnehmbar. Diese Zahlung solle an die wirtschaftliche Lage der Einzelbetriebe gekoppelt werden, und es sei anzunehmen, "dass es dann allen Betrieben schlecht geht". In diesem Fall seien die Betriebsräte "erpressbar, weil sie nicht zum Streik aufrufen können".
Falls die niedersächsischen Arbeitgeber kein akzeptables Ergebnis vorlegen, "müssen sie sich auf einiges einstellen", rief Gröger unter Beifall. Dann fiel auch der Begriff "Urabstimmung", die die IG Metall nicht wolle.
Am Montag soll in Hannover verhandelt werden. Dazu plant die Gewerkschaft einen Aktionstag, zu dem aus Schaumburg Busse fahren werden. Sie starten um 8.30 Uhr am Faurecia-Parkplatz in Stadthagen.
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