Rinteln (cok).
Kinder, die in diesem Frühjahr zur Schule angemeldet werden, sind meistens erst vier Jahre alt. Das bedeutet nicht, dass sie dann bereits als Fünfjährige eingeschult werden: Bei der Anmeldung aber wird ein Sprachtest gemacht, und Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen sollen dann genug Zeit für die Sprachförderung haben.
So einen Sprachtest gibt es in Niedersachsen bereits seit zwei Jahren, er ist die Reaktion auf die erste Pisa-Studie, in der sich die Sprachkenntnisse der Schüler an deutschen Schulen als so mangelhaft erwiesen. Neu ist, dass die entsprechenden Förderkurse jetzt nicht mehr nur über ein halbes, sondern ein ganzes Jahr ablaufen, parallel zum Kindergarten. Für die angehenden Schüler der Grundschule Süd zum Beispiel gibt ab dann ab dem 1. August dreimal wöchentlich Deutschunterricht im Nikolai-Kindergarten.
Wer genau an solchen Förderkursen teilnehmen soll, das wird an allen niedersächsischen Grundschulen durch einen einheitlichen Test ermittelt. "Es geht dabei nicht um medizinische oder logopädische Sprachprobleme wie Lispeln oder Stottern", erklärt Schulleiter Manfred Asche. "Es geht um fehlende Deutschkenntnisse, die verhindern, dass Kinder erfolgreich am Unterricht teilnehmen können." Betroffen sind in erster Linie Familien mit Migrantenhintergrund.
Bei der Anmeldung in den Grundschulen wird in einem 15-minütigen Test festgestellt, wer wahrscheinlich Förderkurse braucht, in dem späteren ausführlichen Einheits-Test ermittelt man die endgültigen Förderkursteilnehmer. In diesem Jahr werden das wohl neun Kinder aus dem Einzugsbereich der Grundschule Süd sein. Bisher waren es 13 Kinder, wobei die Einschulungszahlen insgesamt zurückgegangen sind. Fünf bis zehn Prozent eines Einschulungsjahrganges seien immer zu erwarten, so Schulleiter Asche. "Natürlich sieht es je nach Standort der Schulen anders aus. In den größeren Städten gibt es mehr förderungsbedürftige Kinder als in der ländlichen Provinz."
Der ausführliche Test dokumentiert zugleich die Art der Sprachprobleme, wird doch sorgfältig protokolliert, was beim Frage-Antwort-Spiel, beim Bildergeschichten -Erzählen oder kleinen Rollenspielen herauskommt. Dementsprechend individuell kann dann der Förderunterricht gestaltet werden. Für den Unterricht werden extra Lehrerstunden bewilligt, so dass das Stundenkontingent der Grundschulen nicht zusätzlich belastet wird.
Dienstags, mittwochs und freitags also kommt Lehrerin Hartmann aus der Grundschule Süd in den Nikolai-Kindergarten, um mit den ausgewählten Kindern einen spielerischen Deutschunterricht zu veranstalten. Das ist natürlich eine schöne Ergänzung zur Sprachförderung, die von je her in den Kindergärten stattfindet, zum Beispiel in der "Wortwerkstatt", wo mit großen Plastikbuchstaben Wörter gestempelt werden können.
Für die angehenden Schulkinder, die jetzt bis zum 1. Juni angemeldet sein müssen, geht die Schule also erst 14 Monate später los. "Bis dahin haben uns die meisten natürlich erst mal wieder vergessen", so Manfred Asche. Die Kinder aber, für die es wichtig ist, werden einen besseren Start für ihre Schullaufbahn haben.
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2023
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.