Rinteln (wm).
Würde das Hallenbad Rinteln unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben, müsste jeder Badegast 11,50 Euro Eintritt zahlen mit der Folge - niemand ginge dort mehr schwimmen. Rund 70
000 zahlende Badegäste besuchten im Vorjahr das Rintelner Hallenbad, wiederum zu wenige, um das Bad aus den roten Zahlen zu bringen. Kein hausgemachtes Rintelner Problem, sondern ein Dilemma, kennzeichnend für die meisten Hallenbäder landauf, landab.
Rund 600
000 Euro sind für das Hallenbad pro Jahr als Zuschuss fällig, ein "operatives Defizit", wie Kreiskämmerer Jörg Farr diese Summe nennt. 300
000 Euro, also etwa die Hälfe davon, zahlt die Stadt Rinteln an den Landkreis via Kreisumlage.
Auf rund 750
000 Euro, schildert Farr, summierten sich die Kosten pro Jahr und das bei Einnahmen von rund 150
000 Euro, die sich unter anderem aus Eintrittsgeld, Sondernutzungsgebühren den Pachteinnahmen für die Caféteria und das Solarium zusammensetzen.
Größter Brocken im Hallenbad-Etat sind die Personalkosten mit rund 230
000 Euro. Und die ließen sich kaum begrenzen, schildert Klaus Heimann, Pressesprecher beim Landkreis: Zwei Schwimmmeister müssten immer vor Ort sein, bei Öffnungszeiten von 6.30 bis 21.30 Uhr. Derzeit sind am Rintelner Hallenbad insgesamt fünf Mitarbeiter beschäftigt - Schwimmmeister und Fachangestellte für Bäderbetriebe, dazu sechs Reinigungskräfte, die je 20 Stunden in der Woche arbeiten.
Rund 150
000 Euro seien Energiekosten, 83
000 Euro gingen in die Bauunterhaltung. rechnete Kreiskämmerer Farr vor. Der Landkreis und die Stadt Rinteln entwickeln mit den Stadtwerken deshalb zurzeit ein Konzept, um die Kosten zu begrenzen, das Hallenbad wirtschaftlicher zu führen und vor allem, um Steuern zu sparen. "Wirtschaftlich-technischer Verbund" heißt dieses Steuersparmodell und wurdebereits beim Steinberger Hallenbad mit Erfolg erprobt - wenn das auch eine Nummer kleiner ist als das Rintelner Hallenbad. Zu diesem Verbund gehört auch ein Blockheizkraftwerk, das am Hallenbad noch errichtet werden müsste.
Derzeit werden die Hallenbäder Bad Nenndorf und Rinteln beim Landkreis gemeinsam geführt. "Wir werden sie im Detail jetzt kostenmäßig trennen müssen" schilderte Heimann, "damit wir sauber übergeben können."
Weil es sich bei derÜbernahme des Hallenbades durch die Stadt Rinteln um eine grundsätzliche Sache handele, betonte Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz gestern auf Anfrage, liege die Entscheidung in diesem Fall nicht nur beim Aufsichtsrat der Bäderbetriebe Rinteln GmbH, sondern beim Stadtrat. Gleiches gilt für den Landkreis. Das Projekt, bestätigte Heimann, müsse der Kreistag billigen.
Das Finanzamt hat zumindest schon zugestimmt, bestätigten gestern Heimann wie Stadtwerkechef Jürgen Peterson. Diese Hürde sei genommen. Als frühesten Zeitpunkt einer Übernahme des Hallenbades durch die Bäderbetriebe Rinteln GmbH nannten Peterson Heimann wie den Januar 2007.
Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz erläuterte, im Falle einer Übernahme werde man sich auch Gedanken machen müssen, wie der Betrieb des Bades attraktiver gestaltet werden könne - es müssten mehr Angebote für Kinder wie Familien geben, außerdem der Saunabereich optimiert werden.
Den von CDU-Ratsfraktionschef Thorsten Frühmark im Rahmen der Haushaltsdebatte geäußerten Vorschlag, das Hallenbad zu privatisieren, hält man beim Landkreis für wenig realistisch. Mit ein Problem sei, so sieht es auch Buchholz, dass das Bad vor 30 Jahren konzipiert worden sei - damals habe noch niemand an Spaßbäder gedacht, wie sieheute gefragt seien.
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