Die Initialzündung war von ihrem in Grevesmühlen lebenden Sohn Martin gekommen: Der 44-Jährige ist großer Bond-Fan, hat alle 21 Filme gesehen. Als er im Januar in der Zeitung las, dass rund tausend Statisten für den neuen Film gesucht würden, bewarb er sich - und seine Mutter meldete er gleich mit an. Ende Januar ging es für Mutter und Sohn zum Casting nach Bregenz. "Große Hoffnungen machten wir uns nicht", erzählt Ursula Klein von 5400 Mitbewerbern und vom stundenlangen Warten im Schneeregen. Doch im Juni kam dann der Anruf: "Die Filmleute wollten uns!"
Die Dreharbeiten selber waren eine gleichermaßen spannende wie anstrengende Erfahrung. Von sechs Uhr abends bis sechs Uhr morgens sollte gedreht werden - "mir war klar, dass hier eine gute Kondition gefragt war." Elegant gekleidet und professionell geschminkt ging es los: In der ersten Szene musste die Hamelnerin mit einer ebenso festlich gewandeten Blondine quer durch das Foyer schlendern und ein lockeres, angeregtes Gespräch darstellen. Andere Statisten standen mit Sektgläsern in den Nischen oder gingen ebenfalls ins Gespräch vertieft durch den Raum. Immer wieder wurden die Statisten neu formiert und marschierten auf Kommando los."17-mal bin ich mit der Blondine den vorgeschriebenen Weg gegangen", erinnert sich Ursula Klein, "uns ging der Gesprächsstoff aus, die letzten Meter wankten wir nur noch."
Aber dann kam er, der Star, Daniel Craig. Er stand oben auf der Treppe und stieg langsam die Stufen hinab. Eine faszinierende Erfahrung, sagt Ursula Klein: "Die Verwandlung passierte auf der Treppe. Er fasste sich mit den Fingern kurz an die Schläfe und wurde zu James Bond." Zwischen den Statisten wirkte er voll konzentriert, als er aufrecht und angespannt durch die festliche Menge schritt, dicht an der Hamelnerin vorbei. "Ich konnte sein Rasierwasser riechen: ein herber, frischer Duft. Er war mir so nah, dass sicherlich jeder Fan gern anmeiner Stelle gewesen wäre." Einmal streifte Daniel Craig die Hamelnerin am Arm und sagte leise: "Sorry!"
Ursula Kleins Sohn Martin fuhr während dieser Zeit mit einem 7er BMW ständig vor dem Opernhaus hin und her und wurde von drinnen gefilmt. Nach einigen Stunden wurde es ihm zu langweilig: Diskret mischte er sich unter die "Operngäste". Auch er bekam ein Glas in die Hand und die Maskenbildnerin richtete ihn für die nächste Szene her.
Nach elf Stunden waren die Szenen im Kasten. Ursula Klein hatte noch immer einen Hauch von Daniels Rasierwasser in der Nase. Und das war nach der ganzen Anstrengung ihr ganz persönliches "Quantum Trost".
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