Zu: „“, vom 6. März
Der Fachmann wundert sich, der Laie staunt, und ich bin, was selten vorkommt, doch etwas sprachlos. Dass man dem ehemaligen Landrat von Hameln-Pyrmont eine wohl pompöse Abschiedsfeier zukommen lassen will, das mag verstehen, wer will.
Verabschiedung gut, das gebietet der Anstand, aber schon vorher einen Kostenanschlag von eventuell 10 000 Euro anzudenken, das spottet nun doch jeglicher Vernunft. Wenn man eine Feier mit angedachten 500 Personen möchte, sollte diese auf private Initiative von Herrn Bartels ausgehen. Und sicherlich würde sich auch eine Location finden, die nicht schon einen Kostenvoranschlag von bis zu 3000 Euro beinhaltet, und der Steuerzahler würde nicht für die Kosten aufkommen müssen, wenn der Landkreis dieses initiieren sollte. Impertinenz lässt grüßen.
Merkwürdig an diesem Umstand erscheint mir auch die Tatsache, dass der ehemalige Landrat am 18. Februar einen Vortrag halten konnte vor internationalem Publikum zu einem Thema, das sowohl Politiker als auch Privatpersonen betrifft, nämlich über Hasskommentare im Netz sowie auch Morddrohungen. Er war nicht in der Lage, sich den Vorwürfen zu Lügde zu stellen, sein Credo: Ich habe nichts gewusst, die Verantwortung lag bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendämter! Der 50-Jährige hat im Missbrauchsfall von Lügde Fehler seiner Behörde eingestanden und sich in diesem Zusammenhang mit viel Kritik auseinandersetzen müssen. Wer sich so aus der Verantwortung stiehlt – anders kann ich das nicht nennen –, ist für einen solchen Posten nicht geeignet. Politiker sollten hinter ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen, das nennt man Fürsorgepflicht. Bei der internationalen Konferenz mit zahlreichen wohl internationalen Bürgermeistern in Wien über seinen psychischen Druck zu sprechen, halte ich für Bigotterie.
Isabella Conti, Bürgermeisterin der italienischen Stadt San Lazzaro di Savena, setzt dagegen nach eigenen Angaben auf Dialog. „Ich versuche, den Menschen viel zu erklären, damit sie nicht das Gefühl haben, vor den Kopf gestoßen zu werden“, so Conti. Meine Aufgabe ist es, für alle zu sorgen. Diese Haltung nenne ich Verantwortungsbewusstsein!
Abschiedsfeier ja, aber nicht aus der Staatskasse.