Rinteln (crs).
Manche Baustelle ist für den normalen Autofahrer nur schwer zu verstehen. Da wird eine Straße aufgerissen, die völlig in Ordnung zu sein scheint. Die abgefräste Fahrspur wird fein säuberlich abgetrennt, prompt staut sich der Verkehr am so entstandenen Nadelöhr - und dann tut sich zwei geschlagene Wochen rein gar nichts.
Die Rintelner schütteln den Kopf über die Baustelle an der B
238. Für 870
000 Euro, so die ursprüngliche Kalkulation, will die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr den nördlichen Abschnitt der Ortsumgehung sanieren.
Dabei ist die Fahrbahn hier doch geradezu vorbildlich in Schuss, wundert sich der Autofahrer - und fragt: "Wird da nicht Geld zum Fenster rausgeschmissen?"
Dieser Vorwurf ist Rolf Hormann, dem Leiter der Straßenbaubehörde in Hameln, nicht fremd. "Für den Laien ist der Sanierungsbedarf nur schwer nachzuvollziehen", räumt er ein. Die Schäden an der Fahrbahn offenbaren sich erst bei näherer Untersuchung, sagt Hormann: "Bei Tempo 70 sind die Risse und Spurrillen kaum zu sehen oder zu spüren."
Dann ist doch eigentlich alles bestens, freut sich der Autofahrer - und hakt nach: "Warum also muss hier unbedingt saniert werden?"
Die Ostumgehung hat seit ihrer Eröffnung im Juli 1989 knapp 17 Jahre auf dem Buckel und damit die durchschnittliche Lebensdauer einer Deckschicht von rund zwölf Jahren lange überschritten. "Da können jetzt jederzeit Schäden auftreten", sagt Hormann. Deswegen müssten die Straßenbauer tätig werden, bevor größere Schlaglöcher oder Risse entstehen. "Sonst müssten wir womöglich mitten im Winter notdürftig flicken, und dann würde die Strecke schnell ganz zur Buckelpiste", erklärt der Straßenbau-Fachmann. Zum Lebensalter der Fahrbahn kommt die hohe Belastung: Der zunehmende Schwerlastverkehr, nicht zuletzt durch die Lkw-Maut, lässt die Fahrbahn stärker leiden als in vergangenen Jahren.
Also muss wohl in der Tat saniert werden, sieht der Autofahrer ein - undärgert sich: "Wenn das alles so dringend ist, warum tut sich dann tagelang überhaupt nichts an der Baustelle?"
Daran ist eineÜberraschung aus dem Untergrund schuld. Nach dem Abfräsen der Deckschicht stellte sich heraus, dass der Straßenaufbau nicht so schwer geschädigt ist, wie es das Gutachten angenommen hatte. Daraufhin kamen alle Beteiligten zu einem Ortstermin zusammen, beratschlagten und einigten sich auf ein neues Vorgehen: Ersetzt wird jetzt lediglich die rund 20 Zentimeter dicke Bitumenschicht an der Oberfläche, nacheinander auf allen drei Fahrspuren. Während dieser Beratungen lagen die Arbeiten brach, dann kam Himmelfahrt mit dem Brückentag, "jetzt sind die Bauarbeiten der Firma Strabag aber voll imGange", verspricht Hormann.
Eine gute Nachricht immerhin hat Hormann für die Rintelner: Durch die veränderte Bauweise werden die Bauarbeiten nicht, wie zunächst prognostiziert, volle drei Monate in Anspruch nehmen. Wann genau die B
238 wieder komplett befahrbar ist, darauf möchte sich Hormann nicht festlegen. "Aber bis zur WM werden wir es wohl nicht mehr schaffen..."
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