Wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Und das hat Wiebke Hölscher vor: „Nach 30 Jahren Turnen, 30 Landestiteln und 15 Teilnahmen bei deutschen Meisterschaften mit Top-Ten-Plätzen kann ich mich mit tollen Erinnerungen zur Ruhe setzen.“ Auch wenn es ihr schwerfällt, wie Hölscher zugibt. Zum Abschied ihrer beeindruckenden Karriere machte sich die in den vergangenen Jahren erfolgreichste Kunstturnerin des VfL Hameln selbst das schönste Geschenk. Einen Tag nach ihrem 35. Geburtstag gewann sie im vergangenen Juli bei der deutschen Seniorenmeisterschaft in Pirna die Silbermedaille. Und das, obwohl ihr Medaillentraum bei der letzten Disziplin des Kür-Vierkampfes zu platzen drohte. Gleich bei der ersten Akrobatik am Boden knickte Hölscher nach einem Strecksalto rückwärts bei der Landung um und zog sich einen Bänderriss zu. Vor den Augen ihres Sohnes Fin Luca, ihres Ehemanns Sven und ihrer Eltern Angelika und Rolf Häsemeyer, die bei ihren Wettkämpfen als Glücksbringer fast immer dabei sind. Aufgeben kam für die ehrgeizige Sportlerin aber nicht infrage. Sie turnte trotz Verletzung und Schmerzen weiter, kämpfe bis zum Schluss und bekam am Boden sogar die Tageshöchstwertung. Hinter Bente Grams aus Schleswig-Holstein wurde Hölscher deutsche Vizemeisterin. Es war ihr größter Erfolg seit ihrem sensationellen deutschen Meistertitel fünf Jahre zuvor. Ihr letzter und bei brütender Hitze von bis zu 38 Grad auch heißester Wettkampf ihrer Karriere ist – trotz des Bänderrisses – eine schöne Erinnerung. Wie auch die Siegerehrung, bei der die 35-Jährige im Handstandlauf zum Siegertreppchen ging – „denn auf den Füßen ging ja nichts mehr“.
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