Auch Hermoso meldet sich zu Wort

Spanierinnen halten an Streik fest – Regierung warnt vor rechtlichen Konsequenzen

Weltmeisterin Jennifer Hermoso hat erneut harte Kritik am spanischen Fußball-Verband geübt.

Weltmeisterin Jennifer Hermoso hat erneut harte Kritik am spanischen Fußball-Verband geübt.

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Der Streit zwischen den spanischen Weltmeisterinnen und dem nationalen Fußball-Verband (RFEF) eskaliert weiter. Nach ihrer Nominierung für die ersten beiden Spiele der Nations League teilten die Nationalspielerinnen um Weltfußballerin Alexia Putellas am späten Montagabend mit, sie würden ihren Länderspiel-Streik fortsetzen. Das Groteske daran: Wenige Stunden zuvor hatte die neue Nationaltrainerin Montse Tomé vor Journalisten in Madrid versichert, sie habe mit den von ihr nominierten Fußballerinnen gesprochen und keine von ihnen habe die Teilnahme an den Begegnungen am Freitag in Schweden sowie am Dienstag darauf daheim gegen die Schweiz verweigert.

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Angesichts der völlig verfahrenen Lage hat sich jetzt die Regierung in Madrid eingeschaltet. Der Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Víctor Francos, kündigte am späten Montagabend einen Schlichtungsversuch an, warnte die streikenden Fußballerinnen aber zugleich vor rechtlichen Konsequenzen.

Francos kündigte einen Versuch an, den Streit beizulegen. „Morgen früh werde ich eine Reihe von Leuten aus der Nationalmannschaft anrufen, um mit ihnen zu sprechen. Ich denke, es gibt einen Punkt, an dem die Regierung eingreifen muss; nicht alles ist zulässig“, sagte er dem Radiosender El Larguero am Montagabend. „Wenn die Spielerinnen nicht antreten, muss die Regierung - so leid es mir tut - handeln und dem Gesetz Geltung verschaffen“, warnte er.

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Diese Strafen könnten drohen

Dem spanischen Sportgesetz zufolge stellt die Weigerung, trotz Nominierung nicht anzutreten, eine besonders schwere Verfehlung dar. Sie kann Geldstrafen zwischen 3000 und 30.000 Euro sowie Sperren zwischen zwei und 15 Jahren nach sich ziehen. Francos betonte aber, die Regierung stehe auf der Seite der Spielerinnen und sei nicht an deren Bestrafung interessiert. „Wir werden den Spielerinnen sagen, dass wir alles Notwendige tun werden, um das Problem zu lösen, aber wir bitten sie, zu den Spielen zu gehen. Wir wollen, dass sie Olympiasiegerinnen werden“, sagte er.

Ausgelöst hatte das Chaos der inzwischen zurückgetretene Verbandspräsident Luis Rubiales. Dieser hatte die Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung im Anschluss an das gewonnene WM-Finale einen Kuss auf den Mund gegeben und damit weltweit riesige Empörung ausgelöst. Der Weltverband FIFA suspendierte den 46-Jährigen für 90 Tage und leitete eine Untersuchung ein. Nach langem Widerstand trat der Funktionär jüngst von seinem Posten als RFEF-Chef zurück. Die spanische Justiz leitete Ermittlungen ein.

Doch das genügte den Fußballerinnen nicht. 21 Angehörige des Weltmeisterkaders und 18 weitere Topspielerinnen forderten unter anderem auch die Absetzung von RFEF-Interimschef Pedro Rocha und weiterer Funktionäre, die Rubiales nahestehen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, kündigten sie in einen Länderspiel-Streik an. Nach der Nominierung von 15 Weltmeisterinnen und den Worten von Tomé hatte man in Spanien angenommen, der Ausstand sei abgeblasen worden.

Hermoso: „Wovor soll ich geschützt werden? Und vor wem?

Dies ist jedoch nicht der Fall. In dem von der zur besten WM-Spielerin gekürten Aitana Bonmatí auf X, vormals Twitter, kurz vor Mitternacht veröffentlichten Kommuniqué heißt es aber unter anderem: „(...) unser fester Wille, aus berechtigten Gründen nicht nominiert zu werden (...) bleibt in vollem Umfang gültig.“ Hermoso war nicht von Tomé berufen worden. Zu den Gründen der Nichtnominierung der 33-Jährigen hatte die Trainerin, die den nach der WM im Zuge des Skandals geschassten Jorge Vilda abgelöst hatte, gesagt, man wolle Hermoso „beschützen“.

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Nachdem die RFEF am Montag anlässlich der Kader-Nominierung eine Mitteilung herausgegeben und betont hatte, dass man den Spielerinnen „ein sicheres Umfeld“ garantiere und für „ein Klima des Vertrauens“ einsetze, meldete sich Hermoso erbost zu Wort. Die Spielerin attackierte den Verband deutlich. „Wovor soll ich geschützt werden? Und vor wem?“, schrieb sie bei X: „Wir haben seit Wochen - ja sogar Monaten - vergeblich versucht, Schutz von der RFEF zu bekommen. Die Leute, die uns nun bitten, ihnen zu vertrauen, sind die selben, die nun Spielerinnen nominiert haben, die darum gebeten hatten, dies nicht zu tun.“

Die Spielerinnen seien „sicher, dass dies eine weitere Strategie der Spaltung und Manipulation ist, um uns einzuschüchtern, mit rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Strafen zu drohen“, hieß in Hermosos Statement weiter: „Ich möchte erneut meine volle Unterstützung für meine Kolleginnen zum Ausdruck bringen, die nun wieder gezwungen sind, auf eine unglückliche Situation zu reagieren.“

Rubiales droht Haftstrafe

Rubiales beteuert bis heute, der Kuss direkt nach dem WM-Sieg sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Hermoso hatte aber stets betont, sie habe sich „als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe“. Die Spielerin erstattete Anzeige und ermöglichte somit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof. Der Ermittlungsrichter muss nun entscheiden, ob Rubiales auf die Anklagebank kommt. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren.

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