WESERBERGLAND. Wildgänse gibt es im Weserbergland schon immer. Doch in den letzten Jahren steigen die Zahlen stark an und die Spezies wird ebenso wie die Schwäne mehr und mehr zum Problem für die Landwirtschaft. Bauern hoffen auf kreisweite Verlängerung der Jagdzeit auf Gänse.
„In einem Jagdbezirk im Landkreis ist im Jahr 2020 erheblicher Wildschaden durch Wildgänse aufgetreten. Die Landwirte haben, um es wasserfest zu machen und um etwas in der Hand zu haben, als Nachweis ein Schadensgutachten anfertigen lassen“, erklärt Kreisjägermeister Jürgen Ziegler. Über die grundsätzliche Verlängerung der Jagdzeit wird derzeit im Landkreis Hameln-Pyrmont verhandelt.
Können die Landwirte für Schäden, die beispielsweise von Wildschweinen im Getreide oder im Mais angerichtet werden, Wildschaden verlangen, besteht diese Möglichkeit bei den ungebetenen gefiederten Gästen auf ihren Feldern nicht. Dabei können Schwärme von Grau-, Nil-, oder Kanadagänsen erheblichen Schaden anrichten. Auch ein Trupp Schwäne kann ein Feld mit jungem Raps im Herbst oder Winter in großen Teilen vernichten. Nicht nur, dass die Pflanzen abgefressen werden, auch der scharfe Kot der Vögel trägt seinen Teil bei, dass ein Feld wie in diesem Winter im Hessisch Oldendorfer Ortsteil Fuhlen sogar umgebrochen und neu eingesät werden musste.
Nach der Ermittlung des Schadens durch die Gänse im Jahr 2020 hat der Jagdpächter bei der Jagdbehörde einen Antrag für eine Jagdzeitverlängerung gestellt. Ohne Erfolg. Es ist in der Folge auch in anderen Revieren in der Weserniederung ein weiterer Anstieg der Gänse- und Schwäne-Population festzustellen. Deshalb ist in diesem Jahr der Antrag zur Jagdzeitverlängerung erneuert worden. Der Jagdbeirat hatte zusammen mit Kreislandwirt Karl-Friedrich Meyer die Möglichkeiten der verlängerten Jagdzeit erörtert. Der Jagdbeirat empfahl den betroffenen Landwirten eine Jagdzeitverlängerung über die Jagdgenossenschaft und den Jagdausübungsberechtigten zu beantragen. Eine Voraussetzung für die mögliche Freigabe ist, dass es Wildschäden gibt und dass zuvor in der Jagdzeit bereits Gänse bejagt worden sind.
Um die zunehmenden Gänsevorkommen in Niedersachsen in den Griff zu bekommen, hat das Land bereits die Jagdzeit vom 1. August auf den 16. Juli vorgezogen. So besteht die Möglichkeit für die Jägerinnen und Jäger auf den Stoppelfeldern Gänse zu erlegen. Was das steigende Vorkommen im Weserbergland betrifft, sind es außer den durchziehenden Schwärmen von Graugänsen die Vertreter dieser Art, die wie Nilgänse und Kanadagänse das ganze Jahr über hier bleiben. Die invasiven Halbgänse aus Afrika und die große Kanadagans, die seit den 1970er Jahren in Deutschland als Brutvogel nachgewiesen ist, sind beide gezielt ausgesetzt worden oder aus privaten Haltungen entkommen.
Vor allem die aggressiven Nilgänse machen längst heimischen Enten und Wasservögeln die Reviere streitig. Selbst Schwäne ziehen oft gegen sie den Kürzeren. Nilgänse sind nicht direkt auf Wassernähe angewiesen. Sie legen überall ihre Nester an, in Ackerfurchen, auf Bäumen oder Gebäuden und in alten Steinbrüchen. Für Nilgänse hatte der Landkreis bereits die Jagdzeit im begutachteten Revier bis 15. März verlängert.
In Nachbarkreisen gibt es bereits die Möglichkeit der Jagdzeitverlängerung auf Gänse. „Ausführliche Gespräche mit den Jagdbehörden der Landkreise Nienburg und Hildesheim und unseren Unteren Naturschutzbehörden sind die Grundlage für diese Empfehlung“, führt Ziegler im Rahmen der Versammlung der Kreisjägerschaft Hameln-Pyrmont aus. Der Kreisjägermeister fügt an: „Der Jagdbeirat empfiehlt der Jagdbehörde auf Antrag zunächst eine Jagdzeitverlängerung bis Ende Februar auszusprechen und nach einer weiteren formlosen E-Mail-Beantragung eine einmalige Verlängerung bis zum 15. März. Hierzu muss die Jagdgenossenschaft weiterhin auftretende Schäden durch Gänse bestätigen.“
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