Einer von ihnen ist Yilmaz Savas aus Bad Pyrmont. In Rinteln arbeitet der 49-Jährige hauptberuflich als Fahrdienstleiter für eine Tagespflege-Einrichtung, in Hameln organisiert er als Interhelp-Logistiker gemeinsam mit dem Vorsitzenden der heimischen Hilfsorganisation, Ulrich Behmann, Hilfe für Menschen in Not in der Türkei – und in Kahramanmaras überwacht er die Verteilung der Lebensmittelpakete. Erst vor wenigen Tagen ist er aus dem Katastrophengebiet zurückgekehrt.
Mehrere Tausend Familienpakete wurden in die Türkei geschickt
„In den zerstörten Städten und Dörfern kommt die humanitäre Hilfe an, weil wir sie direkt hinbringen“, sagt Ulrich Behmann. Mehrere Tausend Familienpakete – jedes wiegt mehr als 12 Kilogramm – wurden im Beisein der jeweiligen Ortsvorsteher, die zuvor Listen mit den Namen der Bedürftigen aufgestellt hatten, verteilt. „Das ist echte Hilfe von Mensch zu Mensch“, sagt Interhelp-Vorstandsmitglied und Schirmherr Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe aus Bückeburg. Die Gendarmerie schützte und unterstützte die Hilfsaktion ebenso wie die Katastrophenschutzorganisation AFAD, mit der Interhelp eng zusammenarbeitet.
Auch weiterhin bebt die Erde im Katastrophengebiet
Es sei gar nicht ungefährlich gewesen, ins Katastrophengebiet zu fahren, erzählt Yilmaz Savas. Immer noch bebe dort die Erde. „Seit dem 6. Februar hat es 30000 Nachbeben gegeben. Unglaublich ist das. Wir haben einige gespürt.“ In manche Dörfer führten dermaßen schmale Wege, dass der von Interhelp gecharterte 40-Tonnen-Sattlelzug nicht dorthin gelangen konnte. Not macht bekanntlich erfinderisch. „Wir haben Pakete in ein kleines Auto geladen und sind mit dem Pkw zu den Hungernden gefahren“, erzählt Yilmaz Savas.
Sein Freund Musa Sevkiselim, der ebenfalls ehrenamtlich für Interhelp in der Türkei vor Ort hilft, stellte dafür seinen Privatwagen zur Verfügung. In jedem Karton befindet sich, was eine Familie für eine gewisse Zeit zum Überleben braucht: Reis, rote Linsen, weiße Bohnen, Nudeln, Grieß, Mehl, Tee, Oliven, Tomatenmark, Öl, Zucker, Salz, Weizengrütze und vieles mehr.
„Es war gar nicht so einfach, in den nicht zerstörten Teilen der Türkei Firmen zu finden, die diese Pakete in großer Stückzahl liefern konnten“, sagt Yilmaz Savas. Schließlich habe man gute Qualität zu einem fairen Preis kaufen können. Die Lebensmittel-Pakete wurden in Ünye am Schwarzen Meer und in Mersin am Mittelmeer gepackt und mit einem 40-Tonnen-Lastzug ins Katastrophengebiet gebracht. Durch den Einkauf der Hilfsgüter in der Türkei spart Interhelp nicht nur Geld, gleichzeitig unterstützt die Hilfsorganisation die lokale Wirtschaft.
Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat
Die umfangreichen Hilfsaktionen für die Überlebenden des Erdbebens (Zelte, Rundhallen, Lebensmittel etc.) führt Interhelp in Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Türkei in Hannover durch. Die Zusammenarbeit hat sich bewährt, sagt Behmann. Er sei sehr dankbar, dass er Generalkonsulin Gül Özge Kaya und Vizekonsulin Ezgi Ertan Bayram jederzeit anrufen könne, um rasch mögliche Probleme lösen zu können. Auch Turkish Airlines unterstütze Interhelp sehr. „Unsere Helfer werden kostenlos ins Katastrophengebiet geflogen“, sagt Behmann.
Von Hameln aus planen derweil Türkei-Koordinatorin Nevin Savas und Ulrich Behmann schon den nächsten Konvoi. „Ganz dringend werden Lebensmittel, Hygieneartikel und Unterwäsche – insbesondere für Frauen – , aber auch Schuhe für junge Leute, Schulsachen für Kinder und leichte Sommerkleidung benötigt. Um Spendengeld zu sparen sollen diese Waren vor Ort bei Herstellern eingekauft werden“, sagt Yilmaz Savas – und schiebt hinterher: „Die Katastrophe ist in Deutschland nicht mehr in den Köpfen der Menschen, aber in den Erdbebengebieten der Türkei und Syriens ist die Not nach wie vor unvorstellbar groß.“
Spendenkonten:
IBAN DE32 2545 0110 0000 0332 33 (Sparkasse Hameln-Weserbergland)
IBAN DE49 2546 2160 0700 7000 00 (Volksbank Hameln-Stadthagen).
Internet: www.interhelp.info