Höhere Temperaturen, größere Trockenheit oder stärkere Feuchte, eine veränderte Verteilung der Niederschläge und erhöhter Kohlendioxid-Gehalt: Die ungebremst voranrasende Klimakatastrophe bringt Probleme für die Pflanzenwelt mit sich. Wie also sieht der Garten der Zukunft aus? Was überlebt, und was nicht?
Frostfreie Winter, lange Dürreperioden im Sommer, außerdem zunehmende Wetterextreme wie Sturm und Starkregen: Einen Vorgeschmack darauf haben viele Hobbygärtner besonders heftig, im letzten Sommer bekommen. Nicht nur Rasenflächen, sondern auch Bäume und Sträucher vertrockneten.
Was tun? Nun, Gärtner können empfindliche Pflanzen mit einfachen Maßnahmen vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Sie trocknet nicht nur die Erde aus, sondern überraschte auch so manchen Gärtner: Plötzlich litten Tomaten und Äpfel unter Sonnenbrand. Mit Schattiernetzen können Stauden und Sträucher abgedeckt werden, notfalls tut es auch ein Sonnenschirm. Aber wie wir alle in den letzten Jahren lernen mussten, leiden bei langer Dürre nicht nur Rasen und Zierpflanzen, auch Bäume haben mit Wassermangel zu kämpfen. Eschen, Birken, Zedern und Mammutbäume wurden von Mutter Natur mit großem Durst ausgestattet, sie haben einen hohen Wasserbedarf. Und auch über den heiligen grünen Rasen muss nachgedacht werden: Zierrasenflächen benötigt viel Wasser, Extensivrasen verträgt Trockenheit gut. Der Nachteil: Er wird braun und ähnelt dann einer Wiese. Wer Flächen sein eigen nennt, die nicht betreten werden, sollte statt Rasen Bodendecker pflanzen: Sie schützen vor Bodenerosion und speichern Feuchtigkeit.
So wird der Staudengarten für für die Zukunft
Im Staudengarten sollte man Arten anpflanzen, die mit Trockenheit und Sonne gut zurechtkommen. Einige Stauden eignen sich besonders gut. So sind etwa Mädchenauge, Königskerze und Purpursonnenhut sehr sonnenliebend und vertragen Trockenheit. Ebenfalls ideal für trockene, sonnige Standorte sind klassische Steingartenstauden wie Polster-Glockenblume, Fetthenne und Mauerpfeffer. Auch Sukkulenten trotzen langen Dürreperioden.Aber in Balkonkästen und Töpfen trocknet die Erde sehr viel schneller aus als im Beet. Geranie und Petunie, aber auch Husarenknopf, Mittagsblume und Bauernorchidee kommen gut mit viel Sonne zurecht. Und auch der Flieder steckt Trockenheit erstaunlich gut weg, er ist recht robust und wird mit einem veränderten Klima wenig Probleme haben. Das lässt sich über die Sumpfdotterblume leider nicht sagen, der Klimawandel weist ihr einen Platz vom Rand des Gartenteiches zur Verliererseite zu: Biologen fürchten starke Bestandseinbrüche, lokal könnte sie sogar völlig verschwinden. Allerdings ist die Pflanze recht anpassungsfähig: Sie zieht kurzerhand weiter nach Norden, unsere Enkel kennen sie künftig nur noch aus Opas und Omas Erzählungen und müssen nach Skandinavien reisen, um sie mal zu sehen.
Warum Rosen zu den Klimagewinnern gehören
Erstaunlicherweise wird die stolze Rosen zu den Klimagewinnern gehören: Rosen erschließen mit ihren Wurzeln tiefe Bodenschichten, bei längeren Trockenphasen greifen sie kurzerhand auf die Reserven zurück. Das gilt auch für Zierlauch und Schwertlilien: Sie speichern Nährstoffe und Wasser im Frühjahr und kommen so locker über die trockenen Sommermonate.
Zu den Verlierern gehören seit Jahren die Bienen, für sie wird es nicht leichter, denn auch Hortensien und Rhododendren werden zu kämpfen haben. Rhododendron sind sowohl für Bienen und Hummeln wertvoll, da vor allem die früh blühenden Rhododendren Nektar zu einer Zeit anbieten, in der ansonsten im Garten Schmalhans Küchenmeister ist, weil noch nicht viel blüht. Wer Rhododendren und Hortensien pflanzen möchte, sollte die Nordseite des Hauses oder den Schutz größerer Bäume auswählen, denn beiden Pflanzen wollen trinken, trinken, trinken.
Schädlicher Neubürger aus dem Reich der aufgehenden Sonne
Und dann ist da noch die Sache mit der Netzwanze, einem schädlichen Neubürger aus dem Reich der aufgehenden Sonne, der sich auf Rhododendron spezialisiert hat. Jörn Hildebrandt ist Insektenexperte beim Nabu Bremen und erklärt, der Massenbefall mit der Netzwanze sei letztlich hausgemacht. „Immer wenn eine Pflanzenart an einem Standort konzentriert und in Mengen auftritt, treten Probleme mit Insekten auf, die sich auf solche Nahrungsressourcen spezialisiert haben“, sagt er, „wie jeder Landwirt es in seinen Mais- und Kartoffeläckern erfahren muss.“ Auf gut Deutsch: Nur Rhododendron und ein bisschen Rindenmulch – da ist kein Leben mehr und das freut den Spezialisten.
Eine Betonmauer ist ökologisch wertvoller als Kirschlorbeer
Aber weil es auf dieser Welt zumindest ab und an noch Wunder gibt, wird der Rhododendron neuerdings von Naturschützern nicht mehr verteufelt, sondern verteidigt. Der Grund: Es geh ja noch schlimmer. Und damit hin zum Kirschlorbeer, der sich großer Beliebtheit in allen „ordentlichen“ Gärten erfreut. Bremens Nabu-Geschäftsführer Sönke Hofmann findet klare Worte: „Wer Kirschlorbeerhecken pflanzt, begeht ein Verbrechen an der Natur. Selbst eine Betonmauer ist ökologisch wertvoller, auf ihr wachsen mit der Zeit wenigstens Flechten und Moose.“ Kirschlorbeer und die ebenfalls exotischen Rhododendren verdrängen heimische Pflanzen, und so verschwindet die Nahrungsgrundlage für Insekten – und damit die Babynahrung vieler Vögel. „In den vergangenen Jahren gab es eine Inflation dieser Sträucher, gemeinsam mit den ebenfalls exotischen Rhododendren verdrängen sie heimische Pflanzen. Damit verschwindet die Nahrungsgrundlage für Insekten und damit die Babynahrung vieler Vögel“, ärgert sich der Naturschützer. Dabei sei der Strauch für Reihenhausgärten denkbar ungeeignet. „Wer Lorbeerkirschen anpflanzt, der zeigt, dass er keine Ahnung und keine Geduld hat“, warnt der gelernte Förster.
Warum der Nabu den Kirschlorbeer nicht mag
Die reihenweise Pflanzung von Kirschlorbeer in Neubaugebieten entwertet massiv Lebensräume in Gärten, betont der Nabu Bremen: „Aber viel schlimmer als im Garten ist seine Wirkung in der Natur, denn in vielen Wäldern wildert der Exot aus und nimmt heimischen Kräutern den Lebensraum.“ Die verbotene Unsitte, Strauchschnitt in Wäldern abzuladen, führe zur Verbreitung der Lorbeerkirsche. Gerne wird auch die Giftigkeit bezweifelt, aber warum hat ihn dann der Botanische Sondergarten in Hamburg zur Giftpflanze des Jahres 2013 gewählt? Ganz nach Lieschen Müllers Logik werde die ökologische Wertigkeit des Kirschlorbeers gerne mit der Amsel und anderen Drosseln begründet, die doch die Beeren so gerne fressen. Für die fehlenden Insekten für Meise, Rotschwänzchen und Zaunkönig reicht das ökologische Verständnis dann meistens nicht mehr aus, erklärt der Bremer Nabu. Auch der Schmetterlingsflieder aus China zieht Schmetterlinge an, die dann in der blütenreichen Zeit ein weiteres Nektarangebot finden. Allerdings lebt keine Raupe am Schmetterlingsflieder – und ohne Raupe kein Schmetterling. Das weiß eigentlich auch Lieschen Müller.