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GROSS BERKEL. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs, wollte in der Feldmark ein bisschen die Seele baumeln lassen. Zwischen Groß Berkel und Laatzen fiel er ihr auf: Sein Schaufelgeweih war nach unten geneigt – so, als wolle er gleich auf etwas losgehen. Von einer Parkbank wollte sie den prächtigen – vielleicht anderthalb Jahre alten – Hirsch beobachten. Aber dann sah die 38-Jährige aus Groß Berkel, dass sich der Damhirsch in einer Rolle Maschendrahtzaun verheddert hatte. Vor lauter Draht war das Geweih kaum noch zu sehen. Auch ein Hinterlauf befand sich schon in der Zaunrolle, die vermutlich jemand im Grünen entsorgt hatte. Der Hirsch kämpfte um sein Leben. Er war gefangen. „Einmal hat sich das Tier komplett verdreht und lag kurzzeitig auf dem Rücken“, erzählt die Tierfreundin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, weil sie eigenen Angaben zufolge „eher schüchtern“ ist. Die Frau wollte dem Wildtier helfen – aber wie? Sie rief bei einem Tierarzt an. Die Praxis riet ihr, den zuständigen Jagdberechtigten oder die Polizei zu verständigen. „Weil ich den Namen des Jagdpächters nicht kenne, habe ich die Ordnungshüter um Hilfe gebeten." Und so kamen Hauptkommissar Gerd Schwulera und Oberkommissar Eckhard Strunk von der Polizeistation Aerzen ins Spiel. Normalerweise ist es so, dass Wildtiere, die schwere Verletzungen erlitten haben, von ihrem Leid erlöst werden. Wie aber nähert man sich einem möglicherweise verwundeten und vielleicht aggressiven Damhirsch? Gerd Schwulera forderte einen Experten an. Er wusste, dass bei der Polizeiinspektion ein passionierter Jäger arbeitet. Holger von Conradi war schnell zur Stelle – und er wusste Rat. Der Waidmann packte den Hirsch am Geweih und hielt ihn daran fest, sodass Schwulera und Strunk genug Zeit hatten, den Damhirsch mit einem Bolzenschneider zu befreien. „Es war faszinierend“, sagt die Zeugin. „Der Hirsch hat stillgehalten – als, hätte er gewusst, dass ihm diese drei Menschen nur helfen wollen.“
Die Rolle Draht hat die Tierfreundin erst einmal mit nach Hause genommen, damit sich nicht noch andere Wildtiere darin verfangen können. Sie findet es unmöglich, dass es Leute gibt, die einfach ihren Abfall in der Natur entsorgen.
Das Video von der tierischen Rettung, das die Groß Berkelerin mit ihrem Handy gemacht hat, sehen Sie bei dewezet.de.
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