HAMELN-PYRMONT. Zum Internationalen Frauentag weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf große Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern hin. Frauen mit Vollzeitstelle verdienen im Landkreis aktuell 13 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Die Corona-Pandemie habe die Situation teils verschärft – und alte Rollenbilder verfestigt.
Während deren mittlerer Vollzeit-Verdienst bei 3512 Euro pro Monat liegt, kommen Frauen nur auf 3051 Euro, so die NGG unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
Die Corona-Pandemie habe die Situation teils verschärft – und alte Rollenbilder verfestigt. „In Zeiten von Lockdowns und Schulschließungen waren es in vielen Familien gerade die Frauen, die beruflich zurückgesteckt und sich um Kinder und Haushalt gekümmert haben“, sagt Gewerkschafterin Lena Melcher. Im Gastgewerbe habe die Krise Frauen zudem besonders stark getroffen – etwa weil sie in Minijobs arbeiteten. Vielfach hätten sie direkt zu Beginn der Pandemie ihre Jobs verloren und dann weder Anspruch auf Arbeitslosen- noch auf Kurzarbeitergeld gehabt.
Neben prekären Arbeitsverhältnissen gebe es aber in vielen Betrieben nach wie vor einen großen ,Gender Pay Gap‘, also eine erhebliche Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel im Lebensmittel- und Gastgewerbe sollten die Firmen alles daransetzen, durch attraktive Arbeitsbedingungen Frauen zu gewinnen. „Hier schlummert ein enormes Potential für den Arbeitsmarkt“, so Melcher.
Allerdings stehe auch die Politik in der Pflicht, mehr für die Gleichberechtigung zu tun. Die NGG kritisiert insbesondere das Ehegattensplitting. Durch hohe Abzüge in Steuerklasse V blieben viele Frauen doch zuhause oder machten nur einen Minijob. Hier müsse die Bundesregierung eine Reform anpacken.
Die Gewerkschaft verweist zugleich auf Fortschritte. Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung machen inzwischen 40 Prozent der jungen Frauen Abitur (Männer: 39 Prozent). Führungspositionen seien jedoch weiterhin überwiegend in männlicher Hand. Denn viele Frauen arbeiten Teilzeit und blieben bei Beförderungen unberücksichtigt.
Nach NGG-Einschätzung könnte die Pandemie jedoch langfristig zu einem Umdenken beitragen: „Corona kann auch eine Chance für mehr Gleichberechtigung sein. Viele Männer haben in den letzten zwei Jahren erstmals richtig erfahren, welche Arbeit Kinderbetreuung und Haushalt machen – aber auch, wie wichtig ihre Unterstützung zuhause ist“, so Melcher. red
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