In einem Gemeinschaftsprojekt der AEL, zu der zwölf Landwirte und einige Privatpersonen gehören, und den Stadtwerken Hameln sind in Lauenstein 2006 zwei Biogasanlagen in Betrieb genommen worden. Auf 650 Hektar wird der für die Biogasanlagen benötigte Energiemais angebaut und in diesem Jahr mit vierwöchiger Verspätung gehäckselt. „Wir hatten einen schwierigen Vegetationsverlauf, und auch jetzt während der Ernte erfordert der Regen ständiges Umorganisieren. Wir haben deshalb die Hangflächen und die Felder mit schwerem Boden hintenangestellt“, erläutert Eike Thieme, der die Ernteorganisation mit dem zweiten Geschäftsführer Folkart Müller und dem technischen Leiter der Anlage, Eckhard Renziehausen-Philipps, plant.
Bei einem normalen Ernteverlauf werden pro Tag 40 Hektar Mais geerntet, bei starken Niederschlägen sinkt die Tagesleistung auf 30 Hektar. „Trotzdem werden wir nur zwischen 7 Uhr und 22 Uhr arbeiten, um die Bevölkerung nicht zu verärgern und um unsere Fahrer keinem erhöhten Unfallrisiko auszusetzen“, erklärt Thieme.
Außerdem wird in sensiblen Bereichen, also in Dorfnähe, nur tagsüber gehäckselt, denn die Bauern wollen die Akzeptanz für die Nutzung dieser alternativen Energie nicht gefährden. Mit einem vermeintlichen Problem werden die Landwirte weit mehr konfrontiert. Viele Menschen im Weserbergland befürchten eine Monokultur beim Anblick der zunehmenden Maisfelder. Da diese Feldfrucht durch ihr imposantes Erscheinungsbild und einer Höhe von bis zu drei Metern ins Auge fällt, entsteht besonders im Sommer, wenn die Gerste- und Weizenfelder abgeerntet sind, der Eindruck, dass die Maisfelder die Landschaft dominieren. „Das ist eine optische Täuschung, Mais wird im Landkreis Hameln-Pyrmont mit einer Ackerfläche von 40 000 Hektar nur auf zehn Prozent der Fläche angebaut“, sagt Kreislandwirt Karl-Johann Stukenbrock. Dies bestätigt auch Rainer Sander, der stellvertretende Geschäftsführer des Landvolk-Kreisverbandes Weserbergland. „Der Anteil der Zuckerrüben bei der Ackerfläche ist kreisweit genauso groß, fällt aber nicht in dem Maß ins Auge. Vergleichsweise werden im Landkreis Rotenburg 90 Prozent der Ackerfläche mit Mais bestellt, das erklärt sich dort durch den hohen Bestand an Rindvieh und die größere Anzahl an Biogasanlagen.“ Verschiedene Faktoren haben die Ausweitung des Maisanbaus für Biogasanlagen begünstigt, ohne dass es zulasten des Getreideanbaus geht. Seit 2006 ist die Rübenanbauquote seitens der EU um 15 Prozent gesenkt, „einige Landwirte haben daraufhin den Rübenanbau eingestellt, andere Betriebe praktizieren nun die Fruchtfolge Rüben, Mais, Weizen, Weizen“, erklärt Rainer Sander.
Andere Landwirte nutzen nach der Aufhebung der Flächenstilllegungsverpflichtung im Jahr 2008 die 7,36 Prozent ihrer Ackerfläche, die jeder Betrieb über 20 Hektar stilllegen musste, für den Maisanbau. „Zudem werden Zuckerrüben in den letzten Jahren durch die Zusammenlegung der Zuckerfabriken immer später gerodet, so dass sich in einem nassen Herbst immer mehr Landwirte entscheiden, nach Rüben keinen Weizen mehr zu auszusäen. Sie lassen die Fläche bis zum Frühjahr liegen und drillen dann Mais ein.“ Durch die Zunahme der Biogasanlagen erlebt der Mais, der als älteste Kulturpflanze der Welt bis vor einigen Jahren nur für den menschlichen Verzehr und als Viehfutter angebaut wurde, eine zunehmend wichtige Rolle bei der Nutzung alternativer Energien.
Allein in Salzhemmendorf werden derzeit vier Biogasanlagen betrieben. Dies sind die beiden in Lauenstein, eine in Ahrenfeld und eine in Thüste. Und es sollen noch mehr werden. Auf dem Hof Spiegelberg ist der Bau einer weiteren Anlage geplant, wie Hans-Friedrich Wodtke erklärt. Außerdem gibt es in Coppenbrügge eine Anfrage für den Bau einer Biogasanlage. Damit wird sich auch die Zahl der Maisfelder in nächster Zeit noch weiter erhöhen. Und trotz alledem soll die Anbaufläche für Mais die Hauptfrucht, den Weizen, nicht einholen.